Ganjaman - Das gleiche alte Lied (2008 MKZWO Records)

Denk' nach, Mensch!Sein Name füttert Vorurteile. Seine Stimme steigert die Penetranz seiner Botschaft ins Allerhöchste. Seine Arbeit spielt allen in die Hand, die Rechtschaffenheit für antiquiert und lächerlich halten. Doch das Wirken dieses Herrn ist beseelt und beispiellos kraftvoll.


Er:  Mein Name ist Ganjaman.
Der Schlaue:  Ich weiß Bescheid.
Er:  Ich singe von Jah, Liebe, Hoffnung.
Der Schlaue:  Ja sicher.
Er:  Genug ist genug.
Der Schlaue:  Hab' ich's doch gewusst.
Er:  Ich freu' mich auf den Tag, an dem Babylon fällt.
Der Schlaue:  Ach Gottchen!


Man kann kaum mehr falsch machen als Ganjaman mit seinem neuen Album Das gleiche alte Lied, um alle zu bestätigen, die zu wissen glauben, wie Reggae funktioniert. Und das, obwohl er sich fünf Jahre Zeit ließ für seine dritte Langspielplatte. Aber dieses Falschmachen ist herzhaft und lässt niemanden kalt, der hinhören kann.

Das gleiche alte Lied ist musikalisch das gleiche alte Lied: Modern Roots und ein bisschen Dancehall. Hier wird nichts neu erfunden, Ganjaman macht, was er gut kann. Neben eigenen Riddims greift er auf Material von Feueralarm, House of Riddim, Sharp Axe und Anderen zu. Das hört sich unspektakulär an, doch rein musikalisch kommt man diesem Album ohnehin nicht nah.

Prägend ist seine Botschaft, die die aller Rationalität widersprechende Hoffnung preist. Oh, Jah, ich glaube daran, dass man diese Welt noch heilen kann. Ganjaman überträgt ins Deutsche, wofür der Reggae schon immer belächelt wurde: Die Rasta-Auffassung, dass das Gute  irgendwann das Böse besiegen wird. Schon Manfred Evert war bereits 1981 der Meinung, dies "klingt in unseren Ohren naiv (gleichwohl: die meisten Reggaetexte strafen den Vorwurf der Naivität Lügen); ist mit unserer abendländischen Mentalität nur schwer zu vereinbaren." Ganjaman geht dieses Risiko ein und versteckt sich und seine Aussage nicht hinter jamaikanischem Patois. Möglicherweise erreicht Ganjaman trotzdem (oder gerade deshalb) nur wenige, doch die Reggaegemeinde wusste schon immer, dass nur wenige erkennen. Oder wie der Matthäus vor Lothar bereits schrieb: Aber was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, doch den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr?

Das gleiche alte Lied ist ungewöhnlich beherzt, ehrlich und berührend. Wem beispielsweise die Single-Auskopplung Manchmal nicht kurz die Sprache verschlägt, weil er es doch nur für Rastageknödel hält, wird seine Meinung auf jeden Fall mit ins Loch nehmen.

Platten wie diese legt man besser guten Freunden ans Herz. Und nur dorthin.

www.myspace.com/ganjamanberlin