Deutscher Meister S 04

Die BolzerWelch eine rauschende Nacht im Gelsenkirchener Turnhallentempel! Mit einem fantastisch herausgespielten Sieg über den Fußballhochkaräter Rosenborg Trondheim hat sich der FC Schalke unter die letzten 16 Teams in Europas Königsklasse gespielt. Nach diesem Erlebnis ist Käpt'n Kuranyi der Überzeugung, dass solche Leistungen nahezu zwangsläufig zu Erringung von Meisterschaft, Pokal und weiterer Ehren führt.


Dabei fiel ein wenig unter den Tisch, dass der dringend benötigte Sieg gegen einen Gegner erzielt wurde, der vor fünf Wochen seine Saison beendet hat, und daher wie eine Mannschaft der Bottroper-Freizeitliga Ü40 auftrat. In vielen Phasen gewann man den Eindruck, die Trondheimer Jungs seien lediglich Autogrammjäger, die daran scheitern, ihre Schalker Idole zu erhaschen. Wir decken auch besser ein einen ganz großen Mantel darüber, wie ein Anschlusstor dieser norwegischen Bolzplatzgemeinschaft den zukünftigen Deutschen Meister für 15 Minuten in tiefste Konfusion stürzte. Wir wünschen Kevin Kuranyi natürlich, dass eine Leistung, wie sie die Schalker letzten Dienstag zeigten, für den deutschen Meistertitel reicht. Die Verifizierung seiner These impliziert allerdings, dass Hansa Rostock zukünftig heißester Anwärter auf den Titel des Abonnementsmeisters ist.

Ähnlich gefühlsbeduselt äußerten sich Trainer und Manager der Königsblauen über die Aktion der Mannschaft, ihre wegen Trunkenheit im Dienst suspendierten Arbeitskollegen Krstajic und Rakitic nach Spielende durch Schwenken deren Trikots in die Feierlichkeiten zu integrieren. Das zeige doch nur, wie intakt die Mannschaft sei, ihre reuigen Kameraden im Triumph nicht zu vergessen, so die Führungsspitze. Es ist übleste Nachrede, in dieser Aktion den Wink mit dem Zaunpfahl erkennen zu wollen, wie die Mannschaft über die Suspendierung durch die Vereinsführung denkt. Ähnlich missgünstig ist es, den Entscheidungsträgern Inkonsequenz zu unterstellen, weil man falsch feiernde Angestellte oberlehrerhaft bestraft, während man dem prügelnden Kollegen Großmüller keine Denkpause einräumt.

Na ja, das wird sowieso nur durch die Medien aufgebauscht, fehlinterpretiert und schlechtgeredet. Blöderweise sind es aber auch die Medien, die das gern gesehene Image des Reviervereins, des Arbeiterklubs, der Knappen hochhalten. Wie es darum tatsächlich bestellt ist, verdeutlicht die Tatsache, dass sich inzwischen sogar Veronica Ferres mit Champagnerglas und Schalkeschal im Stadion ablichten lässt. Alles Gute für die Zukunft, Schalke!