Euphonie mit Euphonium

Sie haben sich im Jazzkonservatorium in Basel kennengelernt. Das spricht dafür, dass Fabian Willmann, Luka Aron und Kristinn Kristinsson musikalisch wirklich was drauf haben. 2014 gründeten die Drei das Projekt Minua, um "eine bestimmte Klangwelt zu schaffen, wie ein Bett, in das man sich legen kann", sagt Fabian.
Das wird vermutlich auch mit dem dritten Album "Irradiance" gelingen. Diese Vermutung liegt nah, hört man sich die erste Vorabveröffentlichung "Inner workings" an. Ein sanfter Tune aus zwei Gitarren und dem Euphonium von Raphael Rossé, mit dem sich Minua beizeiten zusammen tut. Der Sound dieses seltenen Blechblasinstruments passt perfekt in den Rahmen von Minuas Musik, in der sich Ankläge finden von Klassik, Jazz, Ambient, Folk und Drone.
Das neue Album wurde im ehemaligen Schwimmbad von Reykjavik aufgenommen, das von Sigur Rós zum Tonstudio umgebaut wurde. "Irradiance" wird daher vielleicht phasenweise  diese besondere Art der nordischen Schwermut auszeichnen.
Es erscheint am 14. April auf dem Leiter Label von Nils Frahm.

www.minua.net

 

Fast beatless

Der Sound von Deep Dyed läuft Gefahr, im digitalen Gedröhne der Jetztzeit hinweg gepustet zu werden. Sehr fragil klingt Deep Dyed mit harmonischen Gitarren, zurückhaltendem Bass und geschmeidigen Drums. So wie bei der aktuellen Single "Memory starts to bloom". Den Titel kann man beim Wort nehmen, beschreibt er doch gut das vorherrschende Gefühl, welches sich beim Zuhören einstellt.
Die junge Hamburger Combo muss Vorbilder haben, die vielfach bereits das Zeitliche gesegnet haben. Daraus resultiert ein wohliger Klang in deutlichem Kontrast zum Wummern aus offenen Autofenstern. "Memory starts to bloom" ist auf dem Debütalbum der Band enthalten. Es erscheint am 26. Mai mit dem Titel "Unmade beds" bei La Pochette Surprise.

www.deepdyed.bandcamp.com

Tanz' den Marx!

palmskinproductions trickleup coverDie neueste Veröffentlichung von Palm Skin Productions wendet sich gegen die zynische Trickle-down-Philisophie. Diese propagiert letzten Endes, Reiche noch reicher zu machen, damit mehr nach unten durchtropfen kann zu denen, die nichts haben. Eine Manifestierung der kapitalistischen Klassengesellschaft.
Palm Skin Productions, hinter der Produzent und DJ Simon Richmond steckt, hält dagegen mit einem Trickle up. Einer aktiven Bewegung der Habenichtse, um Veränderungen zu erreichen, welche die Lage der breiten Masse verbessern. Denn Richmond meint, es wird sich nichts ändern, wenn man nichts dagegen tut. Revolution?
Palm Skin Productions bietet uns zur Unterstützung harte, elektonische Tanzmusik an, die im Titelstück stark acid-gefärbt ist. Das ist wenig überraschend, denn Richmond hat bereits in den 90ern Musik gemacht und kennt sich in Sachen Trip Hop, House und Ambient bestens aus.
Die 4-Track-EP "Trickle up" gibt es ab sofort als digitale Veröffentlichung bei Tru Thoughts.

www.palmskinproductions.bandcamp.com

Sonnenanbeter.innen

Getrieben von einem schweren Synthiebass, verwoben mit großartigen Bläsern und einer Wurlitzer Piano wird "Solar power" von Melonyx zu Supersoul. Aber was soll man schon erwarten, wenn die beiden Soulsisters des Vocal-Duos Melonyx gemeinsame Sche machen mit J-Felix, dem Mann aus Brighton, der Soul und Funk lebt?
"Solar power" ist das erste musikalische Lebenszeichen nach Melonyx' Debut-EP "Black Elixir". Das zweijährige Warten hat sich gelohnt, kann man nun konstatieren. "Solar power" groovt wie Hölle, denn geschmeidige Vocals treffen auf melodiöse Kraft. So kann es weitergehen, meine Damen. Wir sind gespannt auf alles was kommt. Vielleicht ein Album?

www.melonyx.bandcamp.com

Pop mit Kirsche

Das ist echte Wohfühlmusik, die von Pearl & the Oysters aus Kalifornien kommt. Ja, ich weiß, das Label wird selbstverständlich sofort auf die Gesellschaftskritik in den Texten hinweisen. Dennoch fühlt man sich von Pearls Sound umgehend in eine Strandbar unweit von Malibu katapultiert. Und dann sitzt man dort im weißen Jacket mit Einstecktuch, schlürft am Strawberry Daquiri, hört "Paraiso" und lässt den lieben Gott einen guten Mann sein.
Juliette Pearl Davis und Joachim Polack sind Pearl & the Oysters und haben sich in Paris kennengelernt. Sie sind vermutlich per Schiffspassage nach New York gereist, danach quer durch die USA und nun entspannt und seelenverwandt in Los Angeles angekommen. Vom neuen Zuhause berieseln sie die Welt mit Cocktailkirschenpop, der euch sehr geschmackvoll in die Vollentspannung schaukelt.
Falls ihr diese musikalische Wohlfühloase gar nicht mehr verlassen mögt, lasst euch das neue Album von Pearl & the Oysters ans Herz legen. "Coast 2 Coast" erscheint bei Stone Throw Records am 21. April. Vergesst einfach, dass dies der Todestag von Prince ist...

www.pearlandtheoysters.bandcamp.com

Zwischen den Zeilen

Bei mikrotonaler Musik muss man sehr genau hinhören. Mit dem genauen Hören und der Mikrotonalität beschäftigen sich die beiden Jazzer Rami Olsen und Freddi Sturm seit geraumer Zeit und nennen sich daher nicht zufällig Hear between the lines.
Mit der mikrotonalen Musik greifen die beiden Hamburger auf irre lange Traditionen zurück, die in der gesamten Welt mit Musik der kleinen Tonschritte gemacht wurden. Für die Single "Match" holten Hear between the lines Unterstützung ein beim Expertenteam Dolores Catherino aus Alaska und Erik Natanael Gustafsson aus Schweden. Sie komponierten das elegische Keyboard-Intro von "Match", bevor nach zwei Minuten Rami und Freddi loslegen. Das macht "Match" zu einem verspielt-meditativen Stück Musik und einem Klang, den sich Hear between the lines auf die Fahnen geschrieben haben. Ein Sound, der auf Jazz fußt und von dort aus Grenzen auslotet.
"Match" ist eine weitere Singleauskopplung, die das komplette Album von Her between the lines ankündigt. Das wird "Radical tenderness" heißen und am 14. April erscheinen.

www.hearbtwthelines.com