Nitin Sawhney - In the mind of...(2007 District 6)


Sawhney MasalaWer hat nicht damals Stunden vorm Tapedeck zugebracht, um seiner Susi eine Cassette von Lieblingssongs im perfekten Mix zusammen zu stellen? Zum Einblick in das wahre, weiche, sentimentale Ich, das doch nicht darüber sprechen konnte. Und wer hat nicht nach Jahren dieses Kleinod im Wäscheschrank der ersten gemeinsamen Wohnung zwischen den BHs wiedergefunden? Dieser Moment mit der ramponierten Plastikhülle in der Hand, in dem die schwelende Vermutung Gewissheit wird, dass das mit Susi wohl nichts mehr ist.

Das Londoner Label District 6, das sich Jazz, Soul und Weltmusik ins Hausaufgabenheft geschrieben hat, greift scheinbar die Tradition des guten Mixtapes auf. Nitin Sawhney startet die geplante Reihe In the mind of..., die Musikern, Bands oder Produzenten die Möglichkeit einräumt, die sie am meisten inspirierenden Tracks auf einer CD zu versammeln.

Dass Inspiration von wer weiß wo kommen kann, beweist Sawhney. Der Londoner indischer Abstammung gilt vielen als der Pionier des Asian Underground, der Stilrichtung, die musikalische Einflüsse des indischen Subkontinents mit westlicher Elektronik, Hiphop, Breakbeats, Drum&Bass und solchen Sachen mischt. So hat es den Eindruck, dass mind und Seele von Sawhney verdammt groß und in etwa so aufsaugend wie ein Aktivkohlefilter sein müssen.

Auf seiner Zusammenstellung findet sich nämlich Soul-beinflusstes von D'Angelo, Fink und Nuyorican Soul, Flamenco Geklapper und Geklimper von den Spaniern Paco de Lucia und Ojos de Brujo, ein wenig Jazz von Koop, die Entspannungselektronik von Air, Neoklassisches mit den Londoner Philharmonikern und lupenreiner TripHop von Massive Attack, Nusrat Fateh Ali Khan (im M.A.-Remix) und Nitin Sawhney selbst.

Altgedienten Cassettenmischern dreht sich beim Anblick dieser Tracklist zunächst einmal der Magen um. Doch nach bereits erstmaligen Hören ist Nitin Sawhney höchster Respekt zu zollen. Er versteht es, die Stücke in der perfekten Reihenfolge zu kompilieren, der rote Faden ist immer sichtbar, das ist 1. Mixtape-Liga. Das Ganze wird durch vollkommene Überblendungen gekrönt. Zum Schluss gibt es dann noch einen Bruch, einen Gimmick, wie wir es von früher kennen. Nitin Sawhney stellt Bob Dylan ans Ende.

Herzlichen Glückwunsch. Klasse Zusammenstellung. Durch die breit gefächerte Auswahl sollte für jeden etwas dabei, aber auch zu entdecken sein.

www.nitinsawhney.com
www.district6.co.uk