alva noto "xerrox vol 1"

alva notooriginal und kopie und das verhältnis zueinander; die veränderung des abbildes in der kopie und die addition dieser, in abhängigkeit zum kopierverfahren vielleicht erst subtilen, dann immer stärkeren veränderungen des originals hin zu einer interpretation, die durch "bloßes" kopieren entstanden ist; eine interpretation, deren entfernung vom original so gross ist, dass sie ein eigenes original darstellt; das ist das thema auf "xerrox vol.1".

der über(?)genaue, fast penible approach von raster-noton, seine skelettierung auf das wesentliche, zeigt sich bei diesem release am ehesten im visuellen artwork mit seiner (gelungenen!) sw-ästhetik in verbindung mit einer rezepthaften auflistung der ingredienzien (mittels einer eigens für raster-noton entwickelten low-bit-optik-schrifttype; natürlich). vergleichbar mit dem (rechtlichen gründen geschuldeten) vermerken der herkunft von samples auf irgendwelchen pop- oder hip-hop-vö's, benennt carsten nicolai aka alva noto die ausgangsmaterialien, die originale, die von unterschiedlichen muzak-reservaten wie hotels und flughäfen stammen und mit hilfe eines von christoph brünggel entwickelten tools (programms?) "xerrographiert" wurden. kopiert also bis hin zu eigener originalität. und wenn auch die "music for airports" von brian eno eigentlich als eine art blaupause für die qualitätsmaßstäbe in der erfüllung der anforderungen an ebensolche musik verstanden sein wollte, so stellen sich derartige dinge in echt bekannterweise viel eher als akustische folter heraus; nur der minimalforderung genügend, nämlich irgendwie (ansonsten möglicherweise unangenehme) stille zu überdecken.
alva noto schafft es, diese ausgangsquellen zu einer rundum spannenden ambient-sammlung zu transformieren, die durch eine, überraschung (oder doch nicht und aufgrund des kopierverfahrens nur zu erwartenden) atmosphärische rauheit gezeichnet ist, die alva noto sonst eher fremd ist.
insofern auch für raster-noton unerfahrene konsumierbar und in 3 formaten erhältlich: doppel lp (aufklappcover), cd und, nein nicht cassette, auch wenn es noch so schön (zum old-school-anspielungstitel) passen würde, sondern als .wav-datei auf sd-card. mit visuellem artwork auf der oberfläche der hardware; natürlich.
na denn.


schöne grüße

n

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