fear falls burning "the infinite sea of sustain" live series DVD

fear falls burningwem es zu viel ist, dies alles lesen zu müssen nur so viel: essentielle platte für alle, die mit dieser art von musik etwas anfangen können.

gibt es einen treffenderen titel? auch wenn unendlichkeit vielleicht nur eine unvorstellbare vorstellung bleibt oder ein mathematisches konstrukt; zumindest für die länge dieser DVD wird unendlichkeit ein stück erfahrbar(er).
6 konzerte, aufgenommen zwischen mai und oktober 2005 in belgien, den niederlanden und deutschland und DVD hier nicht als visuelles trägermaterial, sondern in erster linie aufgrund der speicherkapazität. zu jedem stück ein standbild plus die menüführung; alles weitere ist allein für die ohren.

fear falls burning beweist, dass ein auf den ersten blick eng abgesteckter rahmen -hier: nur gitarre und effekte und einige wenige vorfabrizierte gitarrenloops- keine beschränkung darstellt, sondern, fast vergleichbar zu mathematischen theorien, eine nahezu unendlich vielfältige welt innerhalb dieses rahmens eröffnen kann. die beschränkung als focus, damit man auch genau hinschaut, genau untersucht, genau forscht. die 6 konzerte der DVD sind in diesem sinne mindestens so unterschiedlich / vielfältig wie die identität der orte, an denen sie stattgefunden haben: von ruhig / abwartendem drone über fragile gewebe bis hin zu fast-rock-fragment-loops. und durch den live-faktor erhält die musik von fear falls burning, zumindest erscheint es mir so, noch eine zusätzliche wärme und fülle. .......aber hört doch selbst:

#1, "biding the storm with gaze" (cc luchtbal, antwerpen, belgien, 291005): im beginn wie ein einsamer lichtstrahl, der durch den türspalt fällt, übernimmt schnell ein tieffrequent fett-warmes proto-rock-riff-loop das steuer und bildet gleichzeitig das fundament für schwirrend oszillierende, sich metallisch drehende und windende loops aus gitarrenpartikeln. in der entwicklung zerfällt das fundament, bröckelt, stottert; auch die partikel in den sphären scheinen schon die auslaufrille vorzubereiten und reduzieren sich gar auf ein delayartig abklingendes fragment, um dann, kurz vor der endgültigen stille, von einem vorwärtsschiebenden, tiefverzerrten "riff" überrannt zu werden. und sie brauchen schon eine weile sich zu erholen und erneut das fundament zu umschwirren. so lange, bis dieses aufgibt und nur noch die nachtfalter um das licht kreisen (....um schließlich abrupt zu sterben).

#2, "the wretched heart in oblivion" (staalplaat, berlin, deutschland, 140505): in den ersten sekunden der #1 ähnelnd, ist "the wretched heart in oblivion" im ansatz viel luftiger, auch fragiler und experimenteller durch die kombination aus loop und angeschrägten apreggios, die bald in einem drone versinken, um rhythmus gegen schweben zu tauschen; der dann zunehmend an schwere gewinnt und schließlich sogar ein weit entfernt scheinendes gitarrengefecht im verzerrten untergrund zulassen kann.

#3, "the place to which we now came" (catharinakapel, harderwijk, niederlande, 221005): setzt gleich zu beginn eine atmosphäre von verhaltenem aufbruch mit dem andeutung-von-melodie-loop über schwerst vibrierender / tremolierender gitarre, bald genutzt, um eine verhaltene andeutung weiterer schichten darüber zu legen, während in einer entfernung zu den boxen so etwas wie ein basston materialisiert, der sich einer endgültigen einschätzung seines realitätsgrades jedoch geschickt zu entziehen vermag. auf diese weise subtil getaktet, kämpft eine quietschende und schabende metallene ebene gegen die melodieansätze, nur um von einer bassstarken noise-wand weggeschoben zu werden, deren faserig-zähe soundästhetik schließlich in einem warmen bassdrone zerfällt. fast schon ein sicherer schlusspunkt, offeriert eine coda aus (rückwärts?)sounds noch einmal ruhe und aufbruch und abschluss zugleich, greift ansätze von vorab auf, verdichtet sich, entdeckt neue schichten und bleibt in einem abstrakten multi-feedback stehen (...bis zum endgültigen cut).

#4, "glowing clouds out of my own fiery throat" (tanzhaus west, frankfurt, deutschland, 180505): auf einem weichliegenden teppich-akkord werden apreggio-falten ausgelegt, die schneller als erwartet von schlingernden akkordflächen durchkreuzt werden, um sich dann auf eine gemeinsame hatmonie zu einigen........und die nachbrenner in form einer verzerrten subfläche zu zünden. ja und hey: rückkopplung! und drone! und schub! und den ausbruch wagende tonfitzel und dann break: das fundament entzogen, stürzen die fragmente im freien fall, finden aber bald warme aufwinde und bleiben in der schwebe bis zum ende.

#5, "death shall have no dominion" (kulturbunker mühlheim, köln, deutschland, 120505): rückwärts(apreggios) zum vorwärts starten, in der tremolo- / vibratofläche versinkend, die, nicht unähnlich "glowing clouds out of my own fiery throat", zur droneklammer mutiert und die schwärme der pilotfischgitarren hält. und abrupt in flachere gewässer entlässt, wo sich diese, auf der suche nach einem neuen ziel, einem neuen halt, zwischen den inseln verirren..........aber keine angst: alles wird gut.

#6, "the echo that bursts the ear" (az conni, dresden, deutschland, 121005): kurzes intro und schon regiert der rock. tatsächlich, ein riff. ok, als loop, aber ein echtes riff. dem bald einige verzweigungen entwachsen, wie entschwirrende, sich selbstständig machende frequenzanteile des ursprungsmaterials. erst danach finden sich diese als schiebende obertonebene zu einer eigenständigen einheit....wahrhaft konsequenter aufbau.....und könnte so ewig weitergehen. fear falls burning weckt uns jedoch aus dieser trance mit dem tiefton-verzerr-loop, das schon in #1, "biding the storm with gaze", eine zentrale rolle gespielt hat. darum ein stehender, akkordartiger zusammenklang, nunmehr der ausgangspunkt neuerlicher verzweigungen. bis zum ende des konzerts der ritt auf dem riff und auch hier: abbruchartiger stopp und aus.

und doch noch etwas mehr für die augen (und die hände): holzstrukturartig bemaltes, handgemachtes 2-fach geklapptes überformat-papiercover mit banderole, innen die DVD im papierumschlag mit beigefügten sw-fotos.
viele worte / zentrale botschaft: diese DVD fasst sehr viele der seiten von fear falls burning auf einem medium zusammen; ideal zum kennenlernen, ideal zum dauerhören. und ganz nebenbei zeigt sie auch den sehr hohen standart, den fear falls burning live zu leisten in der lage ist: in den ideen, in der umsetzung, in der spannungskurve.


schöne grüße

n


ps: zum applaus: es gibt durchaus stimmen, die der meinung sind, alles, was weniger ist als stadionapplaus, sollte nicht auf einem tonträger festgehalten werden, weil, (es zu wenig ist? peinlich ist?) ja was eigentlich? entscheidet selbst oder geht halt öfter und mehr zu solchen konzerten.

psps: falls einer befürchtungen hat: der sound ist einfach nur fett.

pspsps: und ihr wisst ja: das ist nur einer......


www.fearfallsburning.be