Ein Wachmacher in großkoalitionären Zeiten.
Dieses Debütalbum ist ein echtes Brett. Nicht dieses Brett vor deinem Kopf, das ewig gleiches Radiogedudel dahin genagelt hat. Prada Meinhoff ist die Abrissbirne für eingeschliffene Hörgewohnheiten, ohne das Rad neu zu erfinden. Denn Prada Meinhoff ist Pop. Aber ekstatischer, mitreißender Pop. Und Pop, über den es sich nachzudenken lohnt. Wenn die Zeit bleibt.
Weil das erste Album der beiden zugezogenen Berliner Christin Nichols und René Riewer ein rastloses Ding ist. Elf Stücke echtes Atemlos. Knüppelnde Elektronik, knallender Bass, knallharte Gitarren. Dazu deutsche Lyrik, die diesen Namen verdient. Nicht nur, weil Bert Brecht zitiert wird.
Prada Meinhoff ist endlich mal wieder eine Band, die verwirrt. Deshalb rettet man sich hilflos in Vergleiche. Natürlich hinken Vergleiche. Sind Krücken. Aber lass uns loshumpeln: Die Credits listen Annette Humpe, DAF und auch Fischer-Z. Bleiben die Gründe der Auflistung auch unbekannt, ist die Fährte dennoch gelegt. Und an Nummer 6 eine Coverversion von Grauzones "Eisbär". Und zwar ganz genauso wie das heute klingen muss. Wirklich, Prada Meinhoff ist Neue Deutsche Welle, wenn man sie 30 Jahre später erfunden hätte. Eben brandneue deutsche Welle. Schauen wir mal, wer die mitreiten kann.
Schließlich gibt Prada Meinhoff ein Mördertempo vor. Doch tut's richtig gut, da mitzugehen. Weil in der deutschen Musik lang nichts mehr da war, das Brücken baut zwischen Glamour und Anarchie, zwischen Hedonismus und Attitüde, zwischen Underground und Showbühne...Prada Meinhoff macht's, ganz so wie es der Bandname vorgibt.
Prada Meinhoff ist also keine Mogelpackung. Lasst euch das gesagt sein, schreibt es euch meinetwegen hinter die Ohren, aber kauft dieses Album für's Glücklichsein.
Erscheinung: 2018 (06.04.)
Label: Freudenhaus Recordings
www.prada-meinhoff.de