The Ruffcats - The essence Vol. 3

ruffcats essenceIIIDieses Album beantwortet nicht nur die Frage, was wirkliche Lässigkeit im musikalischen Sinn bedeutet, sondern auch wie man das Erbe des Krautrock in die Sprache des Soulfunk übersetzt.

Was die Frage nach Lässigkeit betrifft, gibt es eine Antwort in dem einzigen Vokaltrack des neuen Ruffcats-Albums. Miles Bonny lässt bei „Don't you ever listen" den coolen Crooner raushängen. Ähnlich lässige Soul- und Funkgrooves bieten die Ruffcats mit „Ginger Dillinger" an. „Peter Falk" muss wegen des unüberhörbaren Bossa Nova Sounds eigentlich Pedro Falk heißen. Diese Hört-sich-an-wie-Momente gibt es öfter auf „The essence Vol. 3". Beispielsweise erinnert die Gitarre auf „Hurricane" an Bob Marley & The Wailers' Tracks wie „I shot the sheriff", „Der Geschmack von Staub" beginnt wie Stücke, zu denen in der Regel vertrocknete Büsche an Saloons vorbei wehen, endet aber in einer Krautrock-Hommage. Genau wie bei dem sehr geschmeidigen „Cashmere", das zwischenzeitlich ein wenig kratziger wird durch Beimischung einiger Fasern Krautrock.

Diese ungewöhnliche Verquickung zwischen krautiger Rocktradition und geschmeidigen Soultunes gelingt jedoch par excellence mit dem Stück „The essence". Das ist eine zehnminütige Jam, die im Kontext des Soulfunk alles ausbreitet, was den legendären Krautrock der 1970er kennzeichnete: Eine Spur vermeintliche Improvisation, elektronische Eskapaden, sphärische Traumsequenzen und eine Prise Esoterik in Form eines Sitar-Posaunen-Intermezzos. Das ist großes musikalisches Kopfkino.

Gegenwärtig wird in der Popmusik alles vermischt, was man vor Jahren noch als unvereinbar betrachtete. Insofern war der Zeitpunkt vermutlich nun einfach da, den derzeit vielzitierten Krautrock in Verbindung mit dem Groove des Funk und Jazz zu bringen. Das ist den Ruffcats gelungen, indem sie diese Elemente in ein elegantes Ganzes kleiden und vielleicht bringt man in Jahrzehnten den von der Band erschaffenen Begriff Krautfunk immer in Verbindung mit den dann legendär gewordenen Ruffcats. „The essence Vol. 3" dokumentiert eine astreine Weiterentwicklung des Ruffcats Sounds seit Pt. I der Essence-Trilogie (bereits da gab es mit "The Baaang!" einen Song mit Krauttendenz) und hat das Zeug, ein entscheidendes Kapitel Musikgeschichte zu werden.

Den Album Opener "Palm Beach Berlin" gibt es übrigens hier zum kostenlosen Download.

Erscheinung: 2014 (03.05.)
Label: Melting Pot Music
www.ruffcats.de