Schneeweiss & Rosenrot - Pool

schneeweissrosenrot_poolBereits vor dem ersten Ton hatte ich als ausgewiesene Jazznullpe ängstlichen Respekt vor diesem Album. Zu Recht.

Denn schließlich hat man es bei Schneeweiss & Rosenrot mit dem Gewinner des Neuen Deutschen Jazzpreises 2012 zu tun. Und auch wenn der Opener „Turntable love“ mit seinem poppigen Schmelz den Jazzunkundigen noch in Sicherheit wiegt, entwickelt sich in der Folge ein Album, von dem der Jazzer sicher meint, es strotzt vor anderweitigen Einflüssen, der Nichtjazzer jedoch denkt: Ho ho ho!

Sicher geht es über ein klassisches Drum-Bass-Piano-Gesang-Jazz Album hinaus, was der europäische besetzte Vierer mit „Pool“ vorlegt. Moderne Einflüsse, Synthies und Samples finden ihren Weg in die Musik von Schneeweiss & Rosenrot. „World of fitness“ suggeriert dem gewöhnlichen Hörer sogar so etwas wie HipHop Beats und „Pretty krank frank“ ist quasi ein Interlude. Aber letztendlich ist es wenig überraschend, dass der Track „Prosite parasite“ über den Schmarotzer Cordyceps fungus nun wirklich kein Partysong ist.

Wer im Jazz nicht zu Hause ist, wird „Pool“ phasenweise für experimentell halten müssen und schlussendlich ist es vermutlich nur eine Frage des Standpunkts, wo man das dritte Album der Berliner Band verortet. Doch ohne Zweifel verfügt „Pool“ über wirklich interessante Songs wie „Zürich“ oder „We are all loose“, die zu entdecken Spaß macht, egal wo man seine Vorlieben hat.

Zwischen der Eröffnung „Turntable love“ und dem „TTL“ genannten Remix am Ende steckt einfach hölleviel in „Pool“, was Neugierige neugierig macht. Also: Keine Angst.

 

Erscheinung: 2012 (26.10.)
Label: Enja
www.schneeweissundrosenrot.net