calf „a constant loss departs from the sentiment of the abandoned“

calf_a_constant_loss_departs_from_the_sentiment_of_the_abandonedpostrock international, station griechenland; dieses mal.  


von der einen seite betrachtet, ist es ja nun nicht wirklich ein wunder, das postrock zu einer so universellen sprache geworden ist: rock und seine schon vor postrock vorhandenen sonstigen subgenres, z.b., ist (bzw. sind) das ja auch, bieten sound und strukturen, in denen sich sehr viele wiederfinden, diese aufgreifen und für sich ausfüllen. von der anderen seite kommend, wollte postrock, so meine ich mich zu erinnern, gerade diese strukturen, oder besser: das immer wieder aufs neue stattfindende aufgreifen von „bewährten“ strukturen vermeiden und neue ausdrucksmöglichkeiten schaffen. und wie so oft lauert dann eben doch irgendwo die falle der institutionalisierung der eigenen innovation und diese wandelt letztere dann eben doch zu nichts anderem als einer (dann halt etwas neueren, aber eben doch:) struktur.

postrock hat diesen schritt sicherlich längst vollzogen, auch wenn im vergleich zu anderen leitbildern die struktur postrock immer noch recht umfangreiche leerräume anbietet. das diese leerräume von einzelnen gern mal übersehen werden und statt dessen doch „bloß“ delaygitarren und laut / leise norm herrschen, mag dann dem persönlichen anspruch (oder, entschuldigend, geschmack) geschuldet sein...

calf kommen aus griechenland und sind mir empfohlen worden. und sie sind gut, keine frage, verzichten auf die (meisten) klischeehaften zutaten, wagen auch härtere wechsel in stimmung, atmosphäre und geschwindigkeit(swechsel) und setzen sich damit von denen ab, die in jedem track allein eine idee in langer laufzeit zur epik treiben. hinsichtlich der oben erwähnten unbesetzten räume würde ich mir für eine nächste platte (und „a constant loss departs from the sentiment of the abandoned“ ist „nur“ eine erste, vier-track ep) aber wünschen, dass calf noch mehr eigenheiten einbringen würden, die, vielleicht aufgrund ihrer herkunft, „nur sie einbringen können“... ich erinnere mich in dieser beziehung gern an eine drone-(records) 7“ eines russischen projekts, in dessen drones, tief eingewoben, ein traditionelles volkslied eingebunden war, auf eine art, die beides, drones wie lied, untrennbar verschmolzen und damit die (wie postrock universelle) drone-sprache verortet und personifiziert hat. und, ganz nebenbei, in der flut ähnlicher vös markieren konnte.
ich fordere hier keinen sirtaki oder griechische volksinstrumente, jedenfalls nicht in der plakativen form, wie sich das geschrieben anhört; allein eine idee mehr als die obigen ansätze zum anderssein (und wenn ich mich schon einer universellen struktur bediene, was liegt dann näher, als diese in einem solchen fall durch lokale strukturen anzureichern?). vielleicht hätte es im vorliegenden fall sogar schon gereicht, die ebenfalls vorhandenen field-recordings etwas mehr nach vorn zu mischen; ich verstehe die sprache nicht wirklich, ggf. liegt ja hier bereits der vermisste lokale touch begraben?

abseits dieser überlegungen aber noch einmal in klaren worten: jede(r), die/der sich für postrock interessiert, sollte „a constant loss departs from the sentiment of the abandoned“ checken, es lohnt durchaus. auch in bezug auf das schicke falt-klapp-cover aus dicker, strukturierter pappe.

schöne grüße

N

www.soundcloud.com/calf

www.myspace.com/calfbandgreece