dale cooper quartet & the dictaphones „paroles de navarre“

dale_cooper_quartet_and_the_dictaphones_paroles_de_navarrezuerst scheint alles einfach... und dann gibt es nur noch abgründe.

 

wenn beim ersten stück das saxophon eine verhaltene melodie zu spielen anfängt, auch noch solo, wird es automatisch spät abends; egal wie spät es wirklich ist. und die ohren signalisieren: dark jazz, leicht französisch. und wie dark der wirklich ist, wie viele klippen und abgründe in dieser darkness lauern, beginnt man zu ahnen, wenn schon dieses erste stück zügig durch geräuschhafte additionen ergänzt wird: zurückhaltend, überhaupt nicht aufgesetzt, zur verstärkung der atmosphäre, aber schon hier mit einem ersten anteil abgründiger widerborstigkeit.
...das unglaublich lange „ta grenier“ führt den atmosphären-clash dann gleich weiter, aber mit ganz anderen mitteln, wenn der das stück zusammenhaltende, jazzig-warme walking-bass nach jedem hören immer unmenschlicher erscheint: maschinelle stoik, unbeirrbar; wenn überhaupt, dann nur von unmenschen zu spielen. und es gelingt, den ritt auf den ewigen zwei akkorden bei aller monotonie (positiv gemeint) im fundament extrem spannend und überraschend zu gestalten, durch ausbrüche des saxophons, durch eine raue gitarre... derartig surreale tendenzen (z.b. der begräbnisartige posaunenchor in „la boudoir“) durchziehen alle stücke, sowohl im detail, als auch im gesamten; einzelne tracks wirken dabei wie fast geräuschhafte interludien, brechen den lauf auf, ohne die durchgehende atmosphäre zu zerstören (oder auch nur in frage stellen zu wollen) und werden zum teil noch durch fieldrecordings (von straßenszenen) ergänzt.

und verlieren sich so manche, möglicherweise vergleichbare bands/projekte dann doch irgendwann in den normen der ästhetik, die sie sich eigentlich nur geborgt haben, um sie von der dunklen seite des mondes aus neu zu interpretieren, beugt das dale cooper quartet schon allein durch die rauere soundanmutung und einen teils auf fast brutale kontraste setzenden mix einer solchen gefahr vor. hut ab dafür.

und genau deshalb wird „paroles de navarre" immer abgründiger, je öfter man sie hört; auch die subtilen abseitigkeiten, die sich zunächst noch im fluss der platte (hinter den großen) verstecken, kriechen dann hervor und bestimmen den charakter mehr und mehr... atmosphäre, monotonie und überraschung; wieso geht das hier so frappierend einfach?

schöne grüsse

N

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