Depedro- Nubes de papel

depedro_nubesEigentlich finde ich diese Musik kacke. Ich werde aber das Gefühl nicht los, dass jemandem hier was ganz Großes gelungen ist.

Dieser Jemand ist Jairo Zavala alias Depedro. Seit Jahren als Studio- und Live-Musiker unterwegs, hat er trotzdem die Zeit gefunden, nun sein zweites Solo-Album vorzulegen. Es ist deutlich lateinamerikanisch-spanisch inspiriert, lässt aber zugleich anderen Einflüssen genügend Raum. Meint man zunächst, es klimpere lediglich einer auf der Gitarre herum, die man laienhaft als spanisch bezeichnen möchte, bemerkt man im zweiten Anlauf, dass Depedro akustische mit elektronischen Klängen organisch verschmilzt. Dabei entsteht Welt-Musik-Indie-Rock, der vermutlich zum Teil auch der Koproduktion durch Joey Burns geschuldet ist. Burns ist Kopf von Calexico, der Jairo Zavala bereits seit längerem als Musiker für seine Band eingespannt hat. Die Suche nach Vergleichen kann daher nicht an Calexico vorbei führen.

Doch "Nubes de papel" hat eine eigene Note. Es sind 13 zerbrechliche, bedächtige Songs inklusive eindringlicher Melodien und einem wärmenden Sound mit der Aura alten Jazz‘, die in einer gemäldegleichen Ballade wie "Diciembre" gipfeln. Das bringt frische Farbe in die Weltmusik, und in diesem Punkt trifft der Pressetext den Nagel sowas von auf den Kopf, wenn konstatiert wird: Anspruchsvolle Welt-Musik; International, aber nicht anthropologisch. Depedro befindet sich weit jenseits traditioneller Beschränktheit und dem Muff von Korksohlen.

Es fällt schwer, mein eingangs gefälltes Urteil länger aufrecht zu erhalten. Freispruch und Zuspruch nach 13 Zeugenaussagen.

Erscheinung: 2010 (26.11.)
Label: Nat Geo Music
www.myspace.com/myspacedepedro
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