Blumio - Tokio Bordell

blumio_tokiobordell_cover

So etwas wie "Tokio Bordell" nennt man wohl Nabelschau. Aber nicht, weil Track 3 "Streichel meinen Bauch" heißt.

Offensichtlich singt der Deutsch-Japaner Blumio ein ganzes Album lang über sich selbst oder zumindest über das, was wir als an seinem Leben teilhabende Öffentlichkeit für Blumio halten. Das hat teilweise verstörende Offenheit zur Folge. Es blitzt Wortwitz auf, es tritt Ironie zu Tage, die man von jemandem erwarten kann, der sein Album "Tokio Bordell" nennt und auf dem Label Japsensoul veröffentlicht.

Die Musik ist handgemacht und überwiegend live eingespielt, was im HipHop eher weniger verbreitet ist. Das rückt die Stücke manches Mal schon nah an so etwas wie Deutschpop und erinnert stellenweise an Zeiten, als deutsche HipHop-Bands noch Grooveminister oder Rödelheim Hartreim Projekt hießen. Einige Tunes sind dadurch wirklich hörenswert und gut zu verdauen. "Eberhard" ist eine echte Singleauskopplung.

Man kann Blumio höchstens vorwerfen, dass die Qualität seines zweiten Albums unter seiner Länge leidet. Dampfte man "Tokio Bordell" ein wenig ein, würden sich Songs wie "Eberhard", Grenzenlos", "Radau auf dem Damenklo" oder "Sie ist nicht du" noch stärker herauskristallisieren und insgesamt eine Mörderessenz ergeben. Stücke wie "Streichel meinen Bauch" eignen sich einfach nicht für Bauchpinselei.

Alles in allem ist "Tokio Bordell" ein schönes Stück deutschen HipHops, das aber mindestens genauso so viele Hasser wie Liebhaber finden wird.

Erscheinung: 2010 (01.10.)
Label: Japsensoul
www.blumio.net
Kaufen im unruhr-Popkulturshop.