Syd Matters - Brotherocean

sydmatters_brotherocean"Brotherocean" bietet Lagerfeuerromantik für Hochschulabsolventen. Oder höre ich gar Walther von der Vogelweide?

Syd Matters ist mit ihrem neuen Album einmal mehr ein sehr interessantes Werk gelungen, bei dem man sich fragt, in welchem Fach das wohl beim Plattenhändler steht. Auf "Brotherocean" paart sich die einsame, konzertante Akustikgitarre mit dem warmen Piano, um in fast orchestral anmutenden Passagen aufzugehen. Verschachtelte Harmonien treffen auf Kinderliedmelodien und mönchschorgleiche Gesangarrangements. Bei der Suche nach Vergleichen mag man unter Umständen abschnittsweise auch Pink Floyd heran ziehen ("River sister"), denn schließlich soll sich der Bandname Syd Matters "aus der leichten Modifizierung der Namen der alten Pink-Floyd-Recken Syd Barret und Roger Waters" zusammen setzen.

Da ist schon ein wenig Denksport gefragt. Ebenso beim Verständnis der hochpoetischen Songtexte, die der zurückhaltenden Dramatik der Musik sehr passend folgen. So überrascht es nicht, dass Frontmann Jonathan Morali klarstellt: "Literatur hat ein sehr große Rolle bei der Entstehung von "Brotherocean" gespielt und mich ungemein inspiriert." Aus dieser Inspiration resultierten überwiegend Songs, die sich mit dem Meer beschäftigen. Die CD eignete sich daher perfekt als give away für die nächste Ausgabe von mare, diesem Magazin für den reflektierenden Muschelsucher.

Also: Das melancholische, melodramatische "Brotherocean" ist nicht einfach und kann daher beispielsweise nicht meinem Freund empfohlen werden, der immer auf der Suche nach entspannter Musik für das Sonntagsfrühstück ist. Es sei denn, man schmiert sich Marmelade aufs Feuilleton und kaut es gut durch.

Manch einer mag beim Hören denken: Was soll das? Aber eigentlich lässt "Brotherocean" den Hörer nicht so einfach los, weil diese Musik danach verlangt, ihr auf die Schliche zu kommen.

Erscheinung: 2010 (19.11.)
Label: Because Music
www.sydmatters.com
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