radioaisle “postscript”

radioaisle_postscriptfür alle, die nicht im trackbasierten bereich oder in den experimentellen sphären unterwegs sind, ist das songformat doch schon so etwas wie das grundgesetz. und die suche nach „dem“ song und, genauso schwierig, dabei die suche nach eigenständigkeit. und abwechslung auch noch. das alles zusammen klappt nicht immer, die aufgabe ist ja auch schwierig genug. nicht zuletzt deshalb klingen natürlich so viele bands/interpreten gleich oder ähnlich und die abwechslung, die eine neue veröffentlichung bietet, bleibt in engen grenzen stecken. leider.

radioaisle scheint das alles zu wissen oder ahnt es zumindest. und setzt auf die 1-mann band, die ohne zusatzmusiker und ohne overdubs (in der aufnahmesituation + live) auskommt und, unter nutzung von equipment, dass viel stärker auf der experimentellen spielwiese zu hause ist UND unter bezug auf das arg strapazierte songformat kleine juwelen zwischen diesen beiden polen entwickelt. im detail heisst das: 1 mann, 1 gitarre, 2 mikrofone, 3 verstärker und die obligatorische effektbatterie, passend zur vintage-haltung ausschließlich in form von bodengeräten. aber: up-to-date; einschließlich looper und manch anderen, dann eher hintergründig den sound bestimmenden werkzeugen. selbst die perkussion, die wie ein verhalten, laid-back gespieltes, reduziertes schlagzeug erscheint, entsteht allein mit hilfe von diesem gerät, als gelooptes saiten- bzw. korpusklopfen. wer „nur“ diese platte hört, als 10“ oder vinyl-style CD, wird das (keine overdubs, kein seperates schlagzeug, keine programmierung) nur schwer glauben können; statt diesen unglauben auch zu äußern, hier zwei vorschläge: live-konzert besuchen und/oder die platte wirklich GENAU hören: nicht selten ist hinter der musik ein klick-klack hörbar… umschalten am looper oder an anderer stelle in der kette… und: achtet auf die layer technik; neues thema über altes thema, neues thema wird altes thema, ganz altes thema auf standby usw.

das ist dir viel zu technisch? o.k., vergiss alles, was ich bisher gesagt habe und hör’ einfach der musik zu: tief melancholische slow-songs mit ebensolchen melodien in gesang und (mehrfach) gitarren (schichtung) über leicht schiebender perkussion… und im gegensatz zu denen, die den looper vor allem nutzen, um endlose wiederholungen zu produzieren, um die stücke ins unendlich-nirvana zu schicken, bleibt radioaisle (wie passend) beim radioformat zwischen 21/2 und 41/2 minuten/song. song; nicht irgendwelche konstrukte. oder, noch besser: loopbasiertes songwriting (so die sehr passende eigeneinschätzung von radioaisle). und, auch das ein unterschied zu vielen anderen: mit einer extrem transparenten, trotzdem sehr warmen und runden soundästethik. und dabei ganz ohne den leisesten hauch von (möglicherweise zu befürchtenden) maschinellen (looper) charakter. in dieser form wirklich eigen. 10“ + CD in identischem (beide male papp-) cover mit einer (visuellen) geschichte, die demnächst schon weitererzählt werden wird…

schöne grüsse

N

ps: zusammen mit jorgos katsimitsoulias am beamer unterstützten live-zeichentisch auch als soundscetching unterwegs… musik als bild/bild wird musik (spezial human-abstraktions-interface), nicht verpassen…

http://www.radioaisle.com/

http://www.live-drawing.com/

http://www.live-drawing.com/radioaisle/aisle.html