Swingfly - God Bless the IRS

swingfly_godbless2Wer käme je darauf, der Steuerbehörde etwas anderes an den Hals zu wünschen als die Pest? Entweder ist Swingfly der Prototyp des gesetzestreuen Bürgers, oder er will mit dem Titel seines Debütalbums „God Bless the IRS“ ganz einfach nur auf ironische Weise ausdrücken, dass er den Schritt, vor fast zwanzig Jahren aus seinem Heimatland, den USA, den Sprung über den großen Teich nach Schweden gewagt zu haben und so auf legale Weise den Fängen der konföderalen Geldeintreiber entkommen zu sein alles andere als bereut.

Wahrscheinlicher ist Letzteres, denn wäre Swingfly aka Richard Silva tatsächlich gesetzestreu, dann wäre sein Album bereits 2008 auf den Markt gekommen. Doch ein weißes Pulver, dessen Konsum und daraus folgende Konsequenzen führten zu einer einjährigen Verspätung der Veröffentlichung. Zugegeben: Diese Besprechung der CD ist auch nicht gerade die zeitnäheste. Das liegt aber daran, dass mir das Album erst vor Kurzem in die Hände gefallen ist.

Vor nunmehr zwei Jahren lernte ich Swingfly zufällig in Stockholm kennen und führte mit ihm und seinen beiden Produzenten Johan Ramström und Patrik Magnusson ein interessantes Interview, das hier nachzulesen ist. Vor einigen Wochen meldete sich der Wahlschwede dann überraschend bei mir und schickte mir sein bereits im letzten Jahr erschienenes Album.

Die Zeitrechnung im Swingfly-Universum scheint nicht ganz der uns bekannten zu entsprechen, denn auch einige Lieder auf seinem Debüt sind nicht mehr ganz frisch. „Hey Boy“, eine Kollaboration mit den Teddybears STHLM (heutzutage nur noch als Teddybears unterwegs), ist bereits auf deren 2004 veröffentlichten Album „Fresh“ zu finden, „Singing that Melody“ kam im Sommer 2008 ins Radio. Doch veraltet sind sie deswegen noch lange nicht, denn besonders hierzulande sollten sie noch eher unbekannt sein.

Wie „Hey Boy“ so sind auch die meisten anderen der elf (mit dem Bonus-Track „Mother‘s Day“ zwölf) Lieder auf dem Langspieler Produkte aus Kollaborationen mit einigen im Musikbiz namhaften Produzenten wie den Gebrüdern Åhlund (Teddybears, Ceasars, Britney Spears), Kleerup (Robyn, Titiyo) and Thomas Rusiak (Petter, Ken etc.). Diese Vielfalt macht das Album zwar sehr abwechslungsreich, auf der anderen Seite wirkt es aber wie ein inkohärentes Sammelsurium an Musikstilen, Genres und Handschriften, wobei die des Sängers dabei kaum auszumachen ist.

Das selbstbewusste Anfangsstatement „Winner” featuret Torbjörn "Ebbot" Lundberg, den Sänger von Soundtrack Of Our Lives und bewegt sich eher im Rockbereich. „Singing That Melody“ ist eine ambitionierte Mixtur aus Indie, Pop und einer Prise Elektro. „Touch and Go“ verbindet Pop mit Hip Hop und funktioniert inhaltlich quasi das Sequel von „Singing“, auch musikalisch finden sich Elemente aus dem vorhergegangenen Lied wieder. „Promise You“ ist Elektro-Pop und trägt ganz klar die Handschrift von Producer Kleerup. Es klingt wie der Bastard Son of „Hip Hop Hooray“ von Naughty by Nature und „With Every Heartbeat“ von Schwedens Ekloktro-Pop Sternchen Robyn. Und so geht es munter weiter: mal Pop, Elektro-Pop, Hip Hop, Indie-Rock oder schon fast vergessener Euro-Rap.

Fazit: Ein Party-Album für den kommenden WM-Sommer. Nicht mehr und nicht weniger.

Veröffentlichung: 29.04.2009
Label: Dolores Recording/ EMI Music Sweden