Delphic - Acolyte

delphic_acolyteEs gibt Musik, die beim Hören Bilder im Kopf entstehen lässt. Bizarre kleine Universen voller tropfendem Asphalt, perlenden Springbrunnen und glutroten Lavaströmen. Das Musik-Kollektiv Delphic verbindet diese surrealen Klangwelten mit dem Elektro-Pop Vermächtnis ihrer Heimatstadt Manchester. Dort legten DJs Mitte der 90er Jahre den Grundstein für die Rave Bewegung – die perfekte Mischung zwischen Indie und Elektro.

Delphic beweisen: History repeats itself. Auf ihrem Debütalbum „Acolyte“ mischen sie luftigleichte Elektrobeats mit dem wilden Treiben von Indie-Gitarre und Rhythmusabteilung. Die Musik von Rick Boardman (Gesang und Synthesizer), Matt Cocksedge (Gitarre) and James Cook (Bass und Gesang) lässt den Hörer unweigerlich in die poppige Welt wabernden Beats abtauchen.

Das erste Lied auf „Acolyte“ breitet einen Klangteppich aus, der auch aus den Boxen eines Loveparade Trucks schallen könnten. „Clarion Call” befiehlt dem Hörer: turn on, tune in and drop out. Beats, Rhythmus, Gesang – ein einziger Sog im Gehörgang. Wer beim zweiten Lied „Doubt“ die Füße noch auf den Boden hat, der sollte sich festhalten. Einsetzende Gitarren-Riffs und ein dröhnender Bass verschmelzen mit dem Elektro Beats zum Trio Infernale. Festhalten ist sinnlos. Das dritte Lied „This Momentary“ zieht dem Hörer mit seinen leichtfüßigen Synthie-Klängen den Boden unter den Füßen weg.

Immer wieder schimmert zwischen den sphärischen Elektro-Beats der BritPop Appeal von Delphic durch. In „Red Light“ treibt die glockenhelle, elektronisch leicht verzerrte Stimme von Rick die Musik voran. „I wouldn’t stop for red lights“ – eine atemlose Verfolgungsjagd zwischen Refrain und Beats beginnt. Das titelgebende Stück „Acolyte“ bildet das Herzstück des Albums – und unterstreicht die Einzigartigkeit von Delphic. Ein Instrumentalstück, das wie eine Ballade beginnt. Kein Gesang, nur schwirrenden Klänge, die scheinbar kein Ende finden. Und im Kopf erscheint ein neues, kleines Universum.

Danach driftet das Album ab in den Synthie-Sound der 80er. „Halcyon“ könnte man durchaus als Hommage an Pop-Klassiker wie Erasure verstehen. Stimme, Gitarre und Rhytmussektion verdichten sich und lassen charmanten Indie Sound erklingen – spätestens bei „Submission“ und „Counterpoint“ hört man die unvermeidlichen Parallelen zu New Order. In diese Lieder packt Delphic eine interessante Mischung aus Jan Hammer, Spandau Ballet und Europe. Wie schaffen es diese musikalischen Elektrotüftler aus Manchester nur, wie ein back catalogue der 80er zu klingen und dabei den erfrischenden Sound des neuen Jahrtausends zu erschaffen?

Die letzten beiden Lieder „Ephemera“ (mehr ein Klang-Kaleidoskop als ein Lied) und „Remain“ (ein sechs Minuten andauerndes musikalisches Manifest über die Flüchtigkeit des Lebens) zeigen, dass man Delphic nicht einfach so in die Synthie-Pop Schublade stecken kann. Auch wenn sich die typischen 80er Synthie-Effekte und Techno-Angklänge der 90er durch das ganze Album ziehen – Delphic überzeugen mit einer musikalischen Kunstfertigkeit ala Bloc Party und mit hymnischer Verträumtheit ala Polarkreis 18. „Acolyte” erschafft eine poptastische Synthiewelt: put it on, play it loud and fly away.

Erscheinung: 29.01.2010
Label: Chimeric Records
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