Bibi Tanga & The Selenites - Dunya

Mond und EierkopfDie große Plattensammlung von Papa ist ein gern genommenes Argument, um die Vielfalt der eigenen Musik zu beschreiben. Auch Bibi Tangas Vater hatte eine solche. Das entscheidende Argument scheint aber zu sein, dass Bibi Sohn eines afrikanischen Diplomaten ist.

Diese afrikanischen Diplomatenkinder machen sich im Musikgeschäft seit jeher breit, denkt man an Namen wie Geoffrey Oryema oder Jaqee . Auch sie sind wie Tanga in ihrer Kindheit mit ihren Eltern von Botschaft zu Botschaft getingelt und wurden nach politischen Querelen im Heimatland irgendwann mit ihren Eltern in Europa ansässig. Dort begannen die kleinen Sponge Bobs dann mit der Verarbeitung der aufgesaugten Erlebnisse.

Im Fall Bibi Tangas kommt dabei "visionärer Fashion-Forward-Funk" heraus. Für diejenigen, deren Gesicht nun verständlicherweise aussieht wie die ???, sei spezifiziert: Bibi Tanga und seine Band The Selenites arbeiten heftig im Soul-Funk-Bereich, ebenso wie auf dem Feld, dass afrikanische Größen wie Fela Kuti oder Manu Dibango ehedem beackerten.

Es ist allerdings erwähnenswert, dass Bibi Tanga die unterschiedlichen Stile weniger in einem Song mischt, sondern das Genre Stück für Stück wechselt. So kommt es, dass eine Funkjazz-Granate wie "Swing swing" neben "Dunya" steht, bei dem ich glaubte, Tanga wegen Plagiatsvorwürfen am Wickel zu haben. Denn wenn nach dem einminütigen Intro Bass + Bläser einsetzen, ist das sowas von Fela Kuti. Hab's aber auf dessen Platten dann so doch nicht finden können. Ein "Bê Africa", dass Manu Dibangos "Soul Makossa" im Herzen trägt folgt auf ein Fugees-ähnliches "Let them run". Und den Abschluss bildet der Discokugel-Kracher "It's the earth that moves".

Das führt dazu, dass man beim Reinhören einen völlig falschen Eindruck von "Dunya" bekommen kann, hört man nur ein einzelnes Stück. Jedoch sollte man in diesem Fall trotzdem bereits erkennen, dass es sich um ein großartiges Album handelt. Der Bibi Tanga ist für coole Ärsche in dicken Hosen.

Ab sofort ist hier ein Interview mit Bibi Tanga und eine Nachbetrachtung zu seinem Auftritt in Köln am 28.05.2010 online.


Erscheinung: 2010 (05.02.)
Label: Nat Geo Music
www.myspace.com/bibitanga