Während Geisterfahrer oder X-Mal Deutschland die Vorzeige Post-Punks Bands aus Hamburg waren, blieben Blue Kremlin in den Jahren ihres Bestehens zwischen 1983 und 1987 weitgehend unbekannt. Nicht verwunderlich, brachte die Band es doch nur auf wenige Auftritte und nur eine semioffizielle Veröffentlichung in Form eines Tapes. Aber das Internet vergisst nichts - Subsubgrenre-Blogspots und Myspace sei Dank. Und so kam es, dass ausgerechnet ein amerikanisches Label mit der CD “The Collection 1984 - 1986 “ Blue Kremlin postum zur ersten offiziellen Veröffentlichung verhilft.
Auf der CD befinden sich neben Studio-Aufnahmen aus dem Jahr 1986 auch noch ein Live-Mitschnitt aus der Markthalle, Hamburg von 1985. Die Musik von Blue Kremlin entsprach dem damaligen Zeitgeist: kraftvoller Post-Punk, der durch tribal-artiges Schlagzeug, schneidenden Gitarren und natürlich viel Bass geprägt war. Gesungen wurde meist noch in deutsch und es ist wohl der etwas pathetische, an Siouxsie erinnernde Gesang von Sängerin Tatjana Frank, durch den ein gewisser Gothic-Touch in die Musik kam. Aber auch No-Wave-Einflüsse, die an Swans oder Sonic Youth erinnern, wurden in Form von Montonie und lärmenden Gitarren in den Sound von Blue Kremlin integriert (“Schwester“). Songs wie das treibende “Wasserwüste” oder “Der Feuerofen” hätten bestimmt auch damals schon in den Clubs funktioniert, heute ist zumindest “Wasserwüste” bereits auf Playlists von Goth-Punk-Parties zu finden. Aber auch experimentellere Songs wie das Instrumental “Wien 23” oder “Basura” sind es wert gehört zu werden.
Wer Lust hat auf eine Entdeckungsreise in den musikalischen Underground der BRD Mitte der 80er und wen es interessiert, wie die Band klingt bei der Mitglieder von Die Erde, Brosch, Die-Gants oder Eisenvater ihre ersten musikalischen Schritte gemacht haben, findet mit “The Collection 1984 - 1986“ eine schöne Zusammenstellung, bei der auch das tolle Artwork erwähnt werden muss.
Erscheinung: 2009
Label: Catastrophe Records
www.myspace.com/bluekremlin
www.catastropheballetrecords.com
Interview mit Olaf Boqwist (ex-Schlagzeuger von Blue Kremlin) 2008