Es ist offenbar an mir vorbei gegangen, dass man Fleischwürste genmanipuliert. Völlig verpasst habe ich, dass man genmanipulierte Fleischwürste tätowieren kann. Der Gipfel meiner Unwissenheit ist allerdings, nie von tätowierten Genfleischwürsten gehört zu haben, die zauberhaft Gitarre spielen.
Denn die Dinger hängen am Körper von Ted Horowitz, besser bekannt als Popa Chubby, Bluesgitarrist aus New York, dessen Discografie mit dem Umfang seiner Oberschenkel locker mithalten kann. Seine bisherigen Veröffentlichungen widmeten sich dem Blues und dessen Verknüpfung mit zeitgenössischer Pop- und Rockmusik. Damit erzielte er Erfolge, so z. B. mit seinem 2000-Album "How'd a white boy get the blues?", dass sich gerade in Europa respektabel verkaufte.
Doch letztes Jahr kam es zur Erweckung. Chubby stand mit seiner Gattin und Bassfrau Galea in den legendären Sun Studios in Memphis, Tennessee. Just auf dem Fleckchen Studiofußboden, der bereits Elvis trug. Dort enstand der Gedanke, ein ganzes Album aufzunehmen, dass sich diesem Erbe widmet.
Deshalb kann man "Vicious country" verkürzend zusammenfassen: Elvis lebt! Und mit ihm der ganze Kosmos des Rock'n'Roll, Rockabilly und Country. Das neue Album von Popa Chubby ist eine Hommage an die 1950er und 1960er Jahre mit Coverversionen dieser Zeit ("Sleepwalk", "Six days on the road") und eigenem Material, das den Geist der damaligen Zeit inhaliert hat (z. B. "Baby you don't care"). Ein Album, zu dem man sich ruhig eine Büchse Bohnen, einen Blechpott Kaffee und die Packung Marlboro zurechtlegt.
Ja, genau, das klingt lächerlich und manch einer wird sich an die grausigen Zeiten eines Shakin' Stevens erinnert fühlen. Aber seien wir mal ehrlich: Die Musik, die Popa Chubby auf "Vicious country" zelebriert, ist der Anfang von allem. Die Grundlage all dessen, womit wir uns heutzutage musikalisch vergnügen. Und deswegen einfach wahrhaftig und einfach gut.
Erscheinung: 2008
Label: Dixiefrog Records
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www.popachubby.com