Kaiser Chiefs – Off With Their Heads (2008 B-Unique/ Polydor)

Kaiser Chiefs - Off With Their HeadsWas neue Alben betrifft, gibt es einige Fakten:

1. Es gibt manche Bands, bei denen man ganz besonders gespannt auf das neueste Werk wartet (auch wenn man kein eingefleischter Fan ist).
2. Sie erschließen sich dem Zuhörer oft nicht sofort beim ersten Mal hören.
3. Sie können zu einer extremen Enttäuschung für den sehnlich Wartenden werden und ihn sich von der Band abwenden lassen...
4. ...oder die bescheidensten Erwartungen um ein Vielfaches übertreffen. 

Die Kaiser Chiefs haben letzte Woche ihren dritten Langspieler „Off With Their Heads" herausgebracht. Zu Punkt 1: Ja, sie waren eine dieser Bands, auf deren neuestes Output ich besonders gespannt war. Gerade weil ich ihr zweites Album, das im Jahr 2007 erschienene „Yours Truly, Angry Mob", im Gegensatz zu ihrem fulminanten Erstling „Employment" (2005) etwas dürftig fand. Nur wenige Songs ragten aus der musikalischen Masse heraus, und die erste Single-Auskopplung „Ruby" ging mir nach einer nicht allzu langen Weile gehörig auf die Nerven, da sie von jeglichen Mainstream-Organen bis zum Erbrechen für ihre kommerziellen Bestrebungen missbraucht wurde. Da ich schon bei vielen Bands eine zyklische Entwicklung in ihrer Qualität erlebt habe, hatte ich auch bei den Kaiser Chiefs die hoffnungsvolle Erwartung, dass die Kurve wieder nach oben und nicht weiter in die Belanglosigkeit führen würde.

Zu Punkt 2: Mittlerweile hüte ich mich davor, allzu schnell über ein neues Album zu urteilen. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass es nicht jedes Mal Liebe auf den ersten Ton sein muss, sondern es oft ein mehrmaliges vielleicht auch konzentriertes Zuhören erfordert, bis man in dem einen oder anderen Lied eine wahre Pop- oder Rock- oder was-auch-immer-das-jeweilige-Genre-nun-sein-mag-Perle erkennt. Doch was „Off Their Heads" betrifft, wird aus der mittlerweile guten Bekanntschaft nicht mal eine Freundschaft, geschweige denn ewige Liebe.

Daher - wenn ich mich nun zwischen Punkt 3 und 4 entscheiden muss - wähle ich die 3.

Eigentlich hatten die fünf Jungs aus Leeds gar nicht geplant, bereits ein Jahr nach Erscheinen ihres letzten Albums ein weiteres zu produzieren, sondern wollten im Gegenteil nach längerer Zeit des Tourens eine wohl verdiente Pause einlegen. Doch als sie hörten, dass Produzent Mark Ronson (Robbie Williams, Amy Winehouse, u.a.) unbedingt einmal mit ihnen zusammenarbeiten wollte, nahmen sie mit ihm drei bereits vorher fertig geschriebene Songs auf. Dann wurde das Ganze experimentell, da sich die Band entschied, parallel noch mit einem anderen Produzenten, dem Newcomer Eliot James (Noah And The Whale, Does It Offend You, Yeah?), an den Liedern zu arbeiten. Wie damals im Chemieunterricht: Wenn wir das orangefarbene Pulver in die grüne Flüssigkeit mischen, vielleicht macht's dann „peng"!

Dazu kamen noch Gastkünstler wie Lilly Allen, die auf zwei der besten Tracks des Albums („Never Miss A Beat" und „Always Happens Like That") stimmlich vertreten ist, ein Teil des New Young Pony Club („You Want History") und der britische Rapper Sway („Half The Truth"), der durch Zufall ins Studio gerumpelt kam und direkt verpflichtet wurde.

Doch „peng" hat es nicht gemacht. Wie also kann aus einem solchen Konzentrat an musikalischem Talent lediglich eine kräftigende Brühe werden, die man isst, um satt zu werden, aber nicht, um zu genießen? Die meisten Songs sind einfach zu monoton und einförmig, als dass man sich an ihnen festhören könnte. Nur in wenigen blitzt der typische Kaiser-Chiefs-Schalk durch, aber die sind dann wirklich gut, so z. B. die erste ausgekoppelte Single „Never Miss A Beat", „Like It Too Much" und „Always Happens Like That". Nur leider war's das dann auch schon.

Das Lowlight des Albums ist definitiv "Addicted To Drugs", dessen Refrain eine nicht sehr originelle Referenz zu Robert Palmers 80er-Jahre-Hit "Addicted To Love" darstellt und dadurch einfach nur platt wirkt.

"Everthing Is Average Nowadays" war einer der besten Songs auf dem Vorgänger des aktuellen Albums... Schaut so aus, als sei das im Falle der Kaiser Chiefs zu einer selbsterfüllenden Prophezeihung geworden.

 
http://www.kaiser-chiefs.de/

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