Keane - Perfect Symmetry (2008 Universal/ Island)

Perfect SymmetryWo Keane drauf steht, ist auch Keane drin. So zumindest war es bei dem Debütalbum der Band, „Hopes And Fears" (2004), und seinem Nachfolger, „Under The Iron Sea" (2006). Da hätte man die Songs lustig durcheinander würfeln können, und es hätte keiner mehr zu sagen vermocht, welcher zeitlich eher entstanden ist. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf hatte ich ehrlich gesagt auch vom neuesten Werk des britischen Poptrios bestehend aus Tom Chaplin, Tim Rice-Oxley und Richard Hughes keine wunder wie neuen Impulse erwartet und war deswegen umso erstaunter, als die Schallwellen des ersten Liedes das von meinem Musikgedächtnis konditionierte Hirn erreichten. „Das ist doch 80er-Jahre-Synthie-Pop, und da singt Brandon Flowers", war mein erster Gedanke, und ich wollte schon nach der CD-Hülle greifen, um mich davon zu überzeugen, hier das richtige Produkt in den Händen zu halten. Hat man sich erst mal vom Schock, den „Spiralling" ausgelöst hat - der aber keineswegs negativer Art ist - erholt und die CD mehrere Minuten Laufzeit hinter sich, stellt sich das Gefühl des Gewohnten ein, und man findet sich in den Klangwelten von Keane wieder, die man bereits kennt. Nur poppiger und 80er-Jahre-lastiger. Das seit letztem Jahr immer mehr an Fahrt gewinnende 80ies-Revival ist nun also nicht mehr alleine auf Newcomer wie z. B. die Black Kids beschränkt, sondern greift auch auf bereits etablierte Bands über.

Wie das Eröffnungslied, so erinnert auch „Perfect Symmetry" ein wenig an The Killers in ihrer Post-Glam-Rock-Phase mit „Sam's Town". Nur finde ich persönlich, dass dies Keane besser zu Gesicht steht, wohl auch, weil bei ihnen der Sound nicht so gewollt daher kommt. Doch Reminiszenzen kommen nicht nur bezüglich der Jungs aus Las Vegas auf, nein, auch ein britischer Altmeister schimmert mal mehr, mal weniger subtil durch die eine oder andere Melodie hindurch: David Bowie. Ganz offensichtlich ist dies vor allem bei „Better Than This", das fast genauso anfängt wie sein 1980 auf der Scheibe „Scary Monster" erschienenes Lied „Ashes To Ashes".

Die Texte behandeln die typischen Keane-Themen Entfremdung und Einsamkeit, aber diesmal liegt einem Großteil auch eine sehr deutliche, jedoch niemals platte Sozialkritik zugrunde, sei es nun bezüglich der 15 Minuten Ruhm, die heutzutage jeder für sich beansprucht („Better Than This"), der Zerstörung der Natur („Pretend That You're Alone") oder der Gleichgültigkeit bzw. Resignation gegenüber der Weltpolitik („Playing Along").

Interessant ist auch die Gestaltung des Booklets: Das Cover passt perfekt ins 80ies-Konzept und erinnert ein wenig an damals populäre Computerspiele wie Tetris, die Bilder der Bandmitglieder, die man auf den folgenden Seiten sieht, sind wirkliche Kunst. Es sind Fotografien von Skulpturen der drei Musiker, die der koreanische Künstler Osang Gwon geschaffen hat. In einem aufwendigen Prozess erstellt er lebensgroße Repliken realer Objekte oder Menschen, deren Oberfläche jeweils aus über 300 Einzelbildern der Modelle zusammengestellt ist. Die farblose Versiegelung lässt die Plastiken erscheinen als seien sie aus Keramik. Madame Tussauds auf futuristisch.
 
Keane-Fans werden das neue Werk des Trios sicher so lieb gewinnen wie die beiden Vorgänger und Neulinge in der Klangwelt der Band können durch den größeren Variantenreichtum und die deutlich temporeicheren Melodien vielleicht zu neuen Fans werden.

Die Möglichkeit, Keane im Rahmen der Tour zum neuen Album live zu erleben, gibt es übrigens in folgenden Städten:

05.11.08 Köln, Palladium
06.11.08 Berlin, Tempodrom
07.11.08 München, Zenith


http://www.keanemusic.com/

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