ehnahre „the man closing up“

ehnahre „the man closing up“grauschwarz, brockig, von vorn, frontal, aufgelöst in polygonale segmente, die fast für sich stehen könnten und eben auch so auf den hörer einstürzen. wen das an tetris erinnert, dieses computerspiel, wo vom (bildschirm)himmel fallende segmente fix gedreht und gewendet werden müssen, bevor sie unten angekommen sind damit alles passt und sich ein geschlossenes system bildet, der liegt (als bild) gar nicht mal so falsch. nur das bei „the man closing up" die band das ganze schon vorsortiert hat. einordnen müssen hörer + -in das ganze „nur noch" innerhalb seines/ihrer erwartungshaltung.

debüt-album der 5-mann-possee erfahrener protagonisten der unfreundlicheren art. aber was heisst hier eigentlich unfreundlich? brutale, offene ehrlichkeit; kein beschönigen, nichts unnützes; nur das, was essentiell ist. daher auch
> direktheit:
auf den punkt gespielt, keine verschleiernden soundgimmicks, keine spielschnörkel, pausen als musikalisches element.
> konzentration:
eine menge zusätzlicher mitspieler werden benannt + haben wohl auch mitgespielt (u.a. an der trompete); im vordergrund steht aber immer der beitrag der 5 kernmitglieder. und auch wenn allein 4 davon auch gitarre gespielt haben, bleibt das hörbild, auch in den brutalsten momenten, ja: konzentriert + offen.
> atmosphäre:
gerade in der (todes)metallverarbeitung heisst das ja oft: tasten-hui-buh; hier nicht. keyboards werden zwar gelistet, laufen aber, wie z.b. trompete und co. unter ferner liefen bzw. als (>)details. und noch mal die pausen: hier liegt eines der zentralen geheimnisse der verstörenden atmosphäre von „the man closing up"; immer wieder beansprucht stille einen raum innerhalb des ganzen, der in seiner ausdehnung und lage den hörer/die hörerin völlig unvorbereitet trifft.
> dynamik:
zentrales manko vieler hartbands + klischeehaft viel zu oft auf akustik-leise/elektrisch-knüppel-parts reduziert; ehnahre zeigen, was dynamik wirklich kann. wie laut laut ist, wenn davor die instrumente kaum berührt wurden + wie stark unterschiede sich erst recht herausschälen, wenn der kontrast nicht durch völlige wechsel von stimmung + instrumentarium überinszeniert wird.
> details:
völlig ohne jeden widerspruch zu dem unter „direktheit" gesagtem, finden sich in den leisen, fast pausenartigen abschnitten eine fülle von details akustischer art, auf einfachste weise aus dem instrumentarium herausgeholt (oder zumindest so wirkend; und eben nicht irgendwie „elektronisch" und damit so überzeugend): rascheln auf der snare, irgendein klackern, stimmfragmente. dabei im hörraum intensiv 3-D gesetzt und auch hier: immer an der richtigen stelle und immer mit viel platz dazwischen und dem blick auf die dahinter hervorlugende „schwarze leere".
> spiel:
sportlich perfekt. auf den punkt ohne maschinenhafte starre. mit innerem swing? auch in dieser haltung (mit)verantwortlich, dass diese platte so gut funktioniert. plus sonderlob für tom malone an den drums für A) spiel allgemein, B) absolut meisterhafte beherrschung der fragmenttechnik (im besonderen) + C) ideen; meister der betonung und perfekte unterstützung der brockigen parts, teils mit gongartig heruntergestimmten fellen. das will ich live sehen.
> komposition:
5 stücke heissen hier part I-V und, wenn schon nicht ineinander übergehend, dann doch eine höreinheit. und warum klingt „the man closing up" so anders? die bandbio verweist hier auf arnold schönberg und behauptet, dessen 12-ton-musik-theorie (bzw. praxis) als grundlage der vorliegenden platte verwendet zu haben; mit ausflügen in andere regionen (auch der tatsächlichen atonalität). ich kanns nicht überprüfen, bin aber gerne bereit, das zu glauben, soweit weg von bekannten klischees, wie sich das hier aufstellt.
> gesamtkonzept:
volle punktzahl von mir, experimentalmetall/eigenes ding, riesige messlatte für ein zweites album. die abweisend/anziehende musik + das gleichermassen aufgebaute visuelle artwork stehen weit außerhalb der kritik.
> formatfrage:
auf cd im luxusdigipack + (ja!) als doppel-lp; letztere aber erst in 2009.
und ich sage nicht, dass ich 12-ton musik jetzt verstanden hätte, aber...

schöne grüsse

n

ehnare gibt es natürlich im unruhr popkulturshop.


www.sounddevastation.co.uk/press/ehnahre.html
www.myspace.com/ehnahremetal