Brendan Walls: Outposts

Brendan Walls: OutpostsRezi-Retro: Besprechung die Zweite! 
Mit diesem Werk des australischen Nachtmalers wurde im September 2006 eine zwölf Jahre anhaltende Veröffentlichungspause auf Christoph Heemanns Avantgardeschmiede beendet und die neuen Bartstoppeln am Dom sind diesmal ganz weit draußen...oder als nächtliche Gassenführer tätig; ganz nach Facon des Hörers.

Da rein auf Vinyl veröffentlicht, ermöglicht sich nun ein kleines Triptychon der Toneinfuhr, welches in diesem Fall tatsächlich prägnant wird:

33 rpm:
Ein weit, weit entfernter und abgehalfterter Sendemast ragt bucklig in die drückende Nachtschwüle, ruft - mit einem unhörbaren Signal - schwärzeste Raupen an, um sich den schartigen Moos vom Gerüst nagen zu lassen. Der Hörer begleitet den narkoleptischen Schwarm auf dicken Rauchquadern in die isolierte Einöde - und erkennt den König von Korinth.

45 rpm:
Von Raupen, Einöde und großbürgerlichen Interpretationsansätzen ist nun nichts mehr zu hören. Hätte Hitchcock von der nächtlichen Aufnahme des Bates-Anwesens eine Endlosschleife erstellt, diese Version des Albums hätte eine exzellente Untermalung abgegeben.

78 rpm:
Sofortige Defibrillierung für denjenigen, der da schreit: „Staubsauger!" „Outposts" entwickelt sich bei dieser - für Disco-Fox-7" damals erfundene - Umdrehungszahl zu einem intensiven Spaziergang durch die in sich verbissenen Judengässchen aus Kafkas Erzählungen. Die Verwinkelungen entlassen kein Gramm der angeschwollenen Dunkelflächen. Dass es weit hinten doch noch einen Ausgang aus dem Labyrinth geben muss, beweisen die entfernt klingenden Glockentürme. Ob man allerdings zum offenen Platz vordringen will, ist angesichts der nicht grade vertrauenserweckenden Geräusche fraglich.

Douglas Hamiltons Kohlezeichnung hüllt das schwarze Runde perfekt ein. Nothing more, nothing less.

www.discogs.com/artist/Brendan+Walls