Big Boy – Hail the Big Boy (2007 Mate in Germany / Soulfood)

the fox is fake...Hurra! Das Musikbiz hat mal wieder einen heißen Anwärter auf das Enfant Terrible der Dekade hervor gebracht… Big Boy - ein kleiner ungezogener Junge, der sich gerne viel größer sieht als er ist? Das kommt schon so ungefähr hin, wenn man die ersten großen Töne auf “Hail the Big Boy“ vernimmt: “I’m so in love with myself like you will never be…“, singt Big Boy, um den sich haarsträubende Skandale ranken, selbstbewusst, ironisch-komisch. Diese Band hat offensichtlich bedacht ausgeholt und macht nun ordentlich Radau in der düsteren Musikszene, ist dabei aber durchaus melodiereich und unterhaltsam mit einer Art Glam-Goth-Rock mit einem gehörigen Schuss Rock n Roll á la Kick Ass (um mal ein paar Ideen zu geben, wo wir Big Boy einordnen könnten, wenn wir wollten...)

Nach eigenen Aussagen ließe sich folgendes über diese Band behaupten: “Being the biggest German speaking entertainer since Marlene Dietrich and the greatest fake since Milli Vanilli is a bit overwhelming at times.” ?! Aha, da sind wir doch ein Stück weiter… verwirrt. Der Einstieg der CD mit Fanfaren und französischem Sprechgesang ist mal gleich weg sehr unkonventionell und so wird die Weiche für dieses Werk gestellt, in dem dann den Hörer irgendwie nichts mehr aus der Fassung bringen sollte. Nach dem Song “Hail the Big Boy“ gibt es mit “Get over it” und “One good reason” weitere Kracher mit Hymnen- und Ohrwurmcharakter.

Im krassen Gegensatz dazu steht dann “Let the dead bury their own dead”, das melancholisch-leise Töne anschlägt und zum genauen Hinhören auffordert. Ein interessanter Effekt ist hier das hintergründige Geräusch eines Beatmungsgerätes, dass irgendwie eine beklemmende Atmosphäre schafft. Mit akustischen auch mal schrillen Effekten geizen Big Boy insgesamt nicht, so dass die Songs zum Teil eine durchaus anspruchsvolle Komplexität erreichen. So beginnt das als “Gestasi Baby“ betitelte Disco-Stück, eine Auseinandersetzung mit Unterwürfigkeit, mit einem knallenden Peitschenhieb. Die Stimme des Sängers zeichnet sich durch variablen Einsatz aus: mal sanft-lasziv wie bei “Catastrophe“ oder der Rock n Roll Hymne “Fake it (… till you make it)“, mal rauchig-aggressiv wie bei “Just like we (choose to be)“ und das fügt sich ganz gut in das ganze Imagekonzept mit der eigens kreierten Realität ein, in der Big Boy nicht kleinzukriegen sind. “Sin-sational“ hat trotz schräger Harmonien echte Hitqualitäten. Der letzte Song “Give up“ ist dann noch mal etwas ruhiger, nachdenklicher angelegt und mit Streichern wirkungsvoll unterstrichen.

By Lady Reason@WGTBig Boy scheinen sich auch auf der Bühne gut zu behaupten, haben sie doch beim WGT bereits einen beeindruckenden Auftritt hingelegt und trotz eines taghellen Auftritttermins das düstere Publikum begeistern können. Der Big Boy-Barde mit dem Markenzeichen Augenmaske (überm Auge) hat das Set schön rotzig-frech und gesanglich perfekt rüberbringen können und wurde dabei von den Instrumentalisten A.K., Happy und dem ausgeschiedenen Mann an der Gitarre Kafka  (der neue Gitarrist  ist Lord) tatkräftig unterstützt. So sind sie denn zu Recht bereits für weitere bekannte Festivals, z.B. Big Day Out, M’era Luna und Helfenstein gebucht.

Für Realisten mit schwachen Nerven ist Big Boy sicher nicht das Richtige, mit den ganzen Geschichten um Visionen mit Freddie Mercury im Sanatorium, Grenzerfahrungen im Legionsdienst, einer gewissen Vorliebe fürs Makabre, etc. um nur wenige zu nennen. Aber wen dies alles nicht abschrecken kann, der kann sicherlich richtig schwer Gefallen an “Hail the Big Boy“ finden!

VÖ für die CD: 06. Juli 2007
  
Interview mit Big Boy vom 03. August (BIG DAY OUT)

www.myspace.com/hailthebigboy

Live:
Jul     7    2007  06:00 P  Helfenstein Festival GEISLINGEN
Aug   3    2007  09:45 P  Big Day Out ANRÖCHTE
Aug   12  2007  11:15 A  M´era Luna (Main Stage) HILDESHEIM
Aug   17  2007  05:45 P  Essen Original Festival ESSEN
Oct    13  2007  08:00 P  Underground KÖLN pres. by Sonic Seducer

-Lady Reason-