Weit und breit kein Pferd auf dem Flur

Es sind eher die ganz kleinen, filigranen Wesen, die Martin Kohlstedts neues Album "Flur" bevölkern. Feine Musik, spinnwebengleich, pure Melodien, Piano solo. Kohlstedt hat die 10 Stücke des Albums auf verschiedenen Klavieren eingespielt und tatsächlich nur auf diesen. Für die Live-Aufnahmen hat er die Instrumente auf Balkon, im Flur, am Strand, in seiner Weimarer Wohnung oder inmitten einer Wiese plaziert, wodurch etwas wie field recordings hinzukommt, so dass sich Wind und Vögel organisch einfügen in die Kompositionen.
"Flur" ist daher ein sehr mutiges Album geworden. In Zeiten, in denen die Bässe aus jeder Karosse wummern und besonders Lautstärke sich Gehör verschafft. Und selbst Neoklassiker wie die Grandbrothers oder Poppy Ackroyd sich elektronischer Unterstützung bedienen. Ein Album wie "Flur" nennt man wohl gern ein Statement, aber vielleicht ist es einfach die Lust am Innehalten, am Durchatmen, die Martin Kohlstedt zur Produktion bewogen hat.
Heute erscheint "Flur" bei Warner Classics. Bitte tief Luft holen, genau hinhören und scharf nachdenken, ob das staubige Klassik oder frischer Pop ist.

www.martinkohlstedt.com