Rocknacht und Rockpalast

Foto: Noisenow; Emek  Am Sonntag, den 9. April 2006, feiert die Rocknacht im Kölner Palladium ihr 20jähriges Bestehen. Zu den Gratulanten gehören neben zahlreichen Zuschauern auch ein gut ausgesuchtes Line-Up. Seit 1986 bringt die Rocknacht aktuelle Bands auf die Bühne, die nicht im kommerziellen Mainstream schwimmen.

Die erste Band des Abends, The Revs, ist in ihrer Heimat schon eine feste Rock-Institution. Dieses Jahr ziehen die drei Iren aus, um Deutschland zu erobern. Die Shout out Louds haben sich auf der Kunsthochschule kennen gelernt. Nicht in Glasgow - wie Franz Ferdinand - sondern in Stockholm. Ihr schön-schräger Schweden Pop hat Tanzgarantie. Nada Surf touren mit ihrem luftigen Gitarren Rock seit Herbst 2005 sehr erfolgreich durch die Lande. Trotzdem haben die drei Freunde aus New York neue Lieder im Gepäck. Genauso wie Tocotronic. Das Hamburger Quartett bastelt seit Anfang des Jahres an neuen lyrisch-leidenschaftlichen Songs. Die Main Acts des Abends, Calexico und Live, präsentieren beide ihre neuen Alben. Joey Burns und seine Multiinstrumentalisten werden mit Liedern von „Garden Ruin" gediegene Tex-Mex Stimmung ins Palladium zaubern. Die Gänsehautrocker von Live bringen „Songs from the Black Album" erstmalig live auf die Bühne. Beide Bands spielen Sets in voller Länge.

Die Mutter aller Festivals

Ein wichtiger Förderer und Begleiter der Rocknacht ist der WDR. Mit seinen Rockpalast Veranstaltungen realisierte der Westdeutsche Rundfunk in den Siebzigern die Idee eines europaweit live übertragenen Ein-Tages-Indoor Festivals. Das Erste und Zweite Programm wartete bis dahin lediglich mit musikalischen Highlights wie Tony Marshall auf. (Rock)Musik live im Fernsehen oder Musikfernsehen überhaupt lag noch in weiter Ferne. Es war der WDR, der einen ersten innovativen Schritt in Richtung Musikfernsehen machten. Am 23./24. Juli 1977, mit Rory Gallagher, Little Feat und Roger McGuinns Thunderbyrd in der Essener Grugahalle.

Kulturveranstaltung für eine ganze Generation

Bereits in seinem vierten Jahr war der Rockpalast ausverkauft. Einer der Gründe dafür lag sicherlich an einer sich immer mehr emanzipierenden Jugend. Nach den Mods im Großbritannien der Sixties und den Hippies in den USA der Seventies fingen auch die Teenager in Deutschland an, sich mit Rockmusikern zu identifizieren. Der Rockpalast bot den Jugendlichen eine aktive Plattform, ihre neu gefundene Identifikation mit anderen Gleichgesinnten zu teilen. Es gab einen Rockpalast Fanclub, der Adressen sammelte und zu jeder Veranstaltung Rundbriefe verschickte. In diesen „Newslettern" wurden Informationen zu den Bands, deren Discografie, die Set-Lists etc. unter die Leute gebracht. Ein weiterer Grund für die immer größer werdende Popularität des Rockpalasts war aber vor allem das Line Up. Über die Jahre traten dort Rocklegenden wie The Who, The Kinks, Van Morrison, Joan Armatrading und The Police auf.

Video killed the Rockpalast - die Rocknacht wurde geboren

Siebzehn Jahre lang begeisterte der Rockpalast seine Zuschauer von Italien bis nach Island. Doch Mitte der Achtziger gingen die Quoten zurück. Denn der Fernsehzuschauer bekam eine neue Art der Musikwelt präsentiert: 1981 startete MTV mit seinem Non-Stop Clip Programm. Die Zeit des Testbilds war vorbei und die Zeit des 24-Stunden Fernsehens brach an. 1986 stellte der WDR den Rockpalast ein. Doch die Tradition des Ein-Tages-Indoor Festival wird fortgesetzt. Und zwar von der Rocknacht. Die gibt den Musikfans weiterhin das, was sie am liebsten tun: gute Musik live erleben.

Veranstalter: http://www.noisenow.de/
www.rockpalast.de/konzerte/2006/rocknacht/

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