Winson im FZW, Dortmund, 05. Oktober 2004

"Irgendwann muss gefickt werden," meinte Winson während der Performance von "Swingerclub". Dabei schob er sich von hinten den Mikrofonständer durch und zwischen die Beine, um vorne genüsslich daran zu reiben. Die Band forcierte und wurde lauter. Echt hart.

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Vermutlich wollte er den Teenies in seinem Konzert die Schamesröte ins Gesicht zwingen oder ihnen das Gefühl endlich bezwungener Pubertät vermitteln. Einige erschreckten sich aber so sehr, dass sie augenblicklich aufs Klo flüchteten. Vielleicht auch, um ihre Slips auszuziehen.

winsonEine andere wurde nicht müde, ständig unseren Fotografen mh anzuhauen, er möge doch ihr glühendes Höschen (na ja, es war frisch gewaschen) auf die Bühne zu schleudern. Sie traute sich selbst wohl nicht. Später drückte sie das unschuldige Teil irgend jemandem aus der Band in die Hand, um es an Winson weiterzubefördern. Der rannte damit nach dem Konzert durchs FZW und beschwor seine Trophäe.

Ihr merkt schon: Es war ein niveauvolles Konzert. Winson und Band spielten irgendwie alles durcheinander und klangen mal wie Elektroclasher auf Schlegelpils, mal wie Queen mit Karnevalsmütze, mal wie Punker auf Pop oder Rasta auf Rübenkraut. Sie scheuten auch nicht davor zurück, Coverversionen von Trio zu spielen und jene als die beste deutschsprachige Band ever zu titulieren. Ernsthaft.

Dabei hat Winsons Gequirltes durchaus seine Qualitäten: "Liebeskummer ist Luxus" könnte zwar als Helauhymne enden, wird aber als einer der Slogans des Jahres zu handeln sein. Über Peter und sein schicket Auto ist alles gesagt. Schau mir "in die Augen" wenn du sprichst, jagt jeden kindheitstraumatisierten Neurotiker zurück auf die Couch. "Was soll ich sonst tun" hat sich bei uns im Büro längst den Rang einer buddhistischen Beschwörungsformel erarbeitet. Und während all der gleichermaßen lässig wie druckvoll dahingespielten Spaßmusikkracher schwurbelt Winson über die Bühne und - vor allem - durchs Publikum.

Beim bereits erwähnten "Swingerclub" strich der Kreuzberger Kobold durchs Teenievolk und drohte jeden anzutatschen, der nicht seine Arme hochnahm. Überzeugend auch die Geschichte, die Roadie "Jazzy" (?) später dazu erzählte: Dass nämlich Winson vor zwei Tagen von einer Matrosin gevögelt worden war. Ja, ja, das ist das wilde Leben eines brennenden Rock'n'Rollers.

winsonWären wir bei Musik ist Trumpf gewesen, hätte man wahrscheinlich einfach gesagt: "Der Mann ist ein Entertainer." Wir waren aber im FZW und deshalb wirkte das ganze hyperaktive Gestrample wie ein kurzfristiges Aufblitzen eines Paralleluniversums in einem etwas zu stark abgekühlten intellektuellen Subkulturraum. Wurde aber auch mal wieder Zeit, dass jemand den Laden am Neuen Graben aufmischt. Die Spaßgesellschaft lebt weiter - jetzt im Underground. So sah die Zukunft aus. Cool

Links:
www.clubwinson.com
www.fzw.de


Fotos: mh