Pink Turns Blue: "Das Leben ist schön, die Welt ist scheiße"

ImageDas neuen Album "Phoenix" gehört und für gut befunden, den Termin für das Konzerte im Zwischenfall notiert -  fehlt doch eigentlich nur noch, die Band zum neuen Werk zu Wort kommen zu lassen. Nachgefragt bei Mic Jogwer, der "rufenden Stimme der Band, die liebliche Melodien singt und dann plötzlich losbrüllt, als gelte es die Hölle zu erschrecken" (Presseinfo).....Huch!!!

Als erstes meine Meinung zum neuen Album: Vom ersten Hören an war ich beeindruckt von der Wucht und Frische des Sounds - gar nicht retro. Die Beschreibung "en vouge mit aktuellen Gitarrenbands, aber mir einem klaren Bekenntnis zum (New)Wave/Punk", trifft es sehr gut. Obwohl ihr euch auf eure ersten vier Alben beruft, fühle ich mich aber durch ein Stück wie "Wanderes" auch an die "Perfect Sex"-Phase erinnert, nur mit dem großen Unterschied, dass es mich diesmal fesselt...

Pink turns Bue (Mic Jogwer):
Oh, Danke! – War leider nicht beabsichtigt. Denn, natürlich haben wir uns nicht vorher irgendwelche konzeptionellen Gedanken gemacht, wie wir dieses oder jenes machen wollen oder können, sondern uns einfach auf unser Gefühl verlassen. Themen, die uns beschäftigen, Gefühle, die in uns entstehen und Klänge, die dem Ganzen Sinn und Halt geben. Vereinfacht ausgedrückt, sind die 11 Songs auf Phoenix Spiegelbilder unserer fünf Seelen, wie sie die Welt heute erleben. Gleichzeitig geben sie uns Kraft und Halt. Und zwar in einem Ausmaße, wie sie uns Logik und Lebenskonzepte nicht geben können. Und ziemlich wahrscheinlich funktioniert Musik immer so. Das Ergebnis sind dann genau die Klangfarben, Kompositionen, Entwürfe, Dramaturgien, Worte und Wechselwirkungen, die unseren unterschiedlichen Persönlichkeiten entsprechen. Von daher kann das Ergebnis auch nur unser Spiegelbild im Hier und Jetzt sein. Und gleichzeitig wird man unsere Herkunft und unsere Geschichte und Geschichten immer klar erkennen können. Worüber wir sehr glücklich sind, ist, dass es uns gelungen ist, unsere wirklichen Gefühle mutig und kraftvoll in die Musik einzubringen.

In euren Texten finden sich viele Anspielungen zur Rückkehr von PTB. Nicht nur, dass das Album "Phoenix" heißt, sondern auch manche Tracks zeigen für mich diesen Zusammenhang: PTB kehren als verlorener Sohn ("Lost Son") zurück in den "Underground"? Vor allem "Underground" verstehe ich als Liebeserklärung an den musikalischen Underground....Widerspruch?

Pink turns Blue:
Auch dieser konzeptionelle Gesamtentwurf ist im Nachhinein entstanden. Songs, Texte, die Aufnahmen Imageund schließlich der Albumtitel sind sehr intuitiv und spontan entstanden. Wir haben die Songs für die Aufnahmen ausgewählt, die uns am stärksten ansprachen. Sei es vom Titel, Text oder Musik. Als die Aufnahmen fertig waren, haben wir wieder die Interpretationen ausgewählt, die uns berührten oder uns Wärme, Trost oder auch Kraft gaben. Oder einfach nur ein Statement sind, was wir denken, was zu sagen ist. Als dann alle Songs abgemischt waren, saßen wir 2 Tage zusammen und wählten diese 11 Songs aus, ordneten sie und suchten nach einer Überschrift. Für uns sind die Songs ein Licht im Dunkeln. Kunst in einer Welt der Macht, der Kriege, des globalen Powerkapitalismus, der seichten Entertainment Maschinerie. Dieser Trotz, einfach nur Schönes in einer zu oft hässlichen Welt zu kreieren. In einem musikalischen Umfeld, wo „Superstars", Tralala Deutschpop und Trendkopierkonzepte ohne Ecken, Kanten, Innovation oder Mut angesagt sind. Dieser idealistische Trotz spricht aus allen Songs, mahnt, fleht, hält durch. Der wundersame Vogel Phoenix, der immer wieder aus der Asche entsteht und in Schönheit glänzt, war das passende Bild. Und ja, natürlich spricht aus den Songs unsere Realität, d.h. unsere Geschichte inklusive künstlerische Wiedergeburt.


PTB die Neo-Mystiker??? Das Probenhören von Demos war nur an Vollmond-Tagen möglich, die (magische???) Zahl 5 wurde beschworen (5 Konzerte im Jahr), beim Verbinden der Konzert-Orte erhält man ein Pentagramm. Was passiert denn, wenn man eure Musik rückwärts hört?

Pink turns Blue:
Wie, hörst Du Musik etwa vorwärts? Wie hört sich das an? Oh Mann! Wahnsinn, das geht auch? ;-) In der Tat haben wir Spaß daran, uns und unsere Musik ein wenig von der nüchternen und rationalen Welt zu entkoppeln. Das macht das Leben einfach farbenfroher und gibt Fantasien und Emotionen wieder Raum. Unsere Gedanken und Seelen wandern zwischen der sogenannten „realen" Welt und der Gegenwelt. Die sogenannte reale Welt hat wenig Neues zu bieten. Kalkuliert und öde. Die emotionale ist jedoch unerschöpflich: Liebe, Freundschaft, Vertrauen, Gefühle, Intuitionen. Das ist magisch und unergründbar.


Was kann man für die Show im Zwischenfall erwarten? Eine gute Mischung aus alten und neuen Stücken oder vielleicht auch mal wieder einen Strip von dir (...vielleicht erinnert sich noch der ein oder andere an das Zillo-Festival 1990 oder 1991...)?

Pink turns Blue:
Ui, der Striptease verfolgt mich jetzt! Ich war jung und brauchte das Geld! Die Musik wird eine Mischung aus allen Neuen und einigen alten Klassikern werden. Leicht wechselnd von Konzert zu Konzert. Wichtig ist, dass irgendetwas passiert. Ansonsten könnte man ja auch einfach die CD abspielen und dazu große Gestiken abspulen. Das können viele andere besser... Den meisten unsere Fans ist es wichtig von uns in ein warmes Bad voller Leidenschaft und magischen Klängen und Harmonien getaucht zu werden. Uns ist es wichtig, dass die Gefühle und Geschichten der Songs „passieren". Und das immer mit dem Publikum. Das ist dann wie ein „Orchester der wandernden Seelen".

Zum Abschluß: Welche Hoffnungen/Erwartungen verbindet ihr mit "Phoenix"?

Pink turns Blue:
Unser Wunsch und unsere Hoffnung ist es, dass die Magie, die wir gefunden haben, erhalten bleibt. Es macht uns einen Höllenspaß, es tut uns gut. Klar, je mehr Freunde wir finden, die unsere Leidenschaft teilen, desto einfacher ist es, den Weg weiter zu verfolgen. Für den Moment sind wir überwältigt von der Resonanz. Wer hätte das gedacht? Es gibt jetzt schon sehr viele, die unser Schicksal teilen. Und es werden immer mehr...

Phoenix-Album
Interview 2004
www.pinkturnsblue.de

(Fotos Pressefreigabe)