The Films: "Ich hätte gerne in der 50ern oder 60ern gelebt."

ImageDaran, dass die 50er genau seine Zeit gewesen wären, zweifle ich spätestens dann nicht mehr, als ich Michael Trent, dem Sänger der selbsternannten "Glambilly"-Combo The Films, gegenüber stehe: schwarz-rot-kariertes Holzfällerhemd, Röhrenjeans, spitze Schuhe und Krempenhut. Die Haare zwar nicht gegelt, dafür aber in einem kleinen Schwänzchen im Hinterwälder-Schick zusammengebunden. Noch leicht gejetlagged von der gestrigen Atlantiküberquerung und dem direkt anschließenden Eröffnungskonzert ihrer ersten Headlining-Tour durch Europa erzählt der Wahl-Südstaatler dennoch bereitwillig über das Leben in South Carolina, die New-Yorker-Musiklandschaft und Menschen ohne Zähne.

Ist Untreue eine verzeihbare Sünde?

Wow, du gehst ja ganz schön ran! Ich glaube, es kommt auf die Person an. Es wäre sicherlich das, was man am wenigsten verzeihen könnte. Besonders, wenn man verheiratet ist und Kinder im Spiel sind. Aber ich habe keine eindeutige Antwort darauf.

Der Grund, aus dem ich das frage, ist, dass ich diese Frage gestern im Internet gelesen habe und sofort an eure Songs denken musste. Viele handeln ja von Eifersucht und schlechten Beziehungen.

Es ist leicht darüber zu schreiben, weil es eines der intensivsten Gefühle ist, die man haben kann. Viele der Lieder drücken eher den Gedanken daran aus, ohne, dass es wirklich passiert. Paranoia eben.

Ihr kommt ja aus den Südstaaten. Denkt ihr eher über solche Sachen nach, weil ihr temperamentvoller seid?

Nein, es war einfach so, dass, als ich diese Songs geschrieben habe, dieses Thema ständig wieder hochkam.

Im Internet liest man viele unterschiedliche Sachen bezüglich eurer Herkunft. Es heißt, ihr kommt ursprünglich aus Denver oder Charleston und würdet jetzt in New York leben.

Ich wohne im Moment in Charleston, South Carolina, die Band aber in New York. Da bin ich auch ständig. Aber eigentlich sind wir meistens sowieso unterwegs, haben gar keine richtige "Heimat". Die Band ist aber in Charleston entstanden. Vorher waren wir alle übers Land verstreut, Boston, Texas, Idaho.

Warum gerade Charleston?

Es gibt dort eine tolle Musikszene, man findet schnell neue Freunde. Es ist einfach ein guter Ort, um als neu geformte Band anzufangen.

Hat die Umgebung eure Musik beeinflusst?

Definitiv. Wir haben viele Freunde in anderen Bands, aber im Süden zu sein, ist schon was Besonderes. Es war gut für uns dort zu sein und von all dem, was in Charleston musikmäßig passiert, beeinflusst zu werden.

Jetzt, wo der größte Teil der Band in New York wohnt, wird sich das in der Musik und dem nächsten Album bemerkbar machen? Bisher konnte man ja sehr den Einfluss von typischer "Südstaatenmusik" aus den Liedern heraushören.

Ich glaube, es hat eher mit dem zu tun, was man jeden Tag sieht, die Themen, die man aufgreift. Ich glaube, der Sound wird sich verändern, es wird einfach irgendetwas passieren. Aber wir wollen die Musik auf jeden Fall weiter interessant halten. Ich bin nicht gerade beeindruckt davon, was musikmäßig in New York passiert. Alle kopieren sich gegenseitig. Mit so vielen Bands wird das dann irgendwann lächerlich. Aber viele Texte werden sich wohl mit New York befassen und dem Leben dort.

Viele Deutsche haben ihr Bild von den Südstaaten von "Vom Winde verweht" oder "Fackeln im Sturm". Kann man sich das so vorstellen oder wie würdest du das Leben im amerikanischen Süden beschreiben?

Charleston ist ein Sonderfall. Es ist eine relativ alte Hafenstadt, in der viele verschiedene Kulturen leben. Verglichen mit dem Rest der Südstaaten ist es sehr europäisch. Wahrscheinlich stellt ihr es euch etwas romantischer vor, als es wirklich ist. Die Menschen reden komisch und viele haben keine Zähne. Das ist, wie es wirklich ist.

Diese verschiedenen Kulturen sind es wahrscheinlich, was eure Musik so interessant macht. Sie ist ja quasi eine Zeitreise angefangen in den 50er Jahren bis heute.

Wie werden hauptsächlich von älterer Musik beeinflusst. Wie alle anderen auch. Selbst Bands, die sagen, ältere Musik würde sie nicht beeinflussen. Ich persönlich mag Country Music und in Charleston habe ich viele wirklich gute Country-Musiker kennen gelernt. Das ist auf jeden Fall ein großer Einfluss.

Eure Musik hat einen ziemlich hohen Gute-Laune-Faktor, aber die Texte dazu sind oft düster und sogar alptraumhaft wie z.B. bei "Bodybag". Braucht ihr diesen Dualismus?

Ich mag diese Art zu schreiben, das kommt einfach aus mir heraus. Jeder hört gerne schöne Melodien, aber ich höre mir gerne Sachen an, die dich zum Nachdenken bringen und dich aus deinem normalen Trott raus reißen. Ich mag einfach diese Art von Geschichtenerzählen.

ImageBei einem eurer Konzerte habt ihr ein Cover von "Be my Baby" gespielt, das ja auf dem Soundtrack von "Dirty Dancing" zu finden ist. Wäre das eine Ära gewesen, in der du gerne gelebt hättest? Die 50er, 60er-Jahre?

Oh ja, ich hätte gerne in der 50ern oder 60ern gelebt. Dann wäre ich in einer Biker-Gang gewesen.

Wie in "Cry Baby".

(Lacht) Ja, genau. Wir hören im Moment gerne Musik aus den 50ern wie Girl-Groups und so was.

Style war ja in den 50ern sehr wichtig. Wie wichtig ist Style für euch als Band?

Unser Style auf der Bühne ist nicht sehr anders, als wie wir uns sonst anziehen. Aber als Band will man den Leuten etwas bieten, deshalb führen wir es bei Auftritten noch ein bisschen weiter, machen es offensichtlicher. Wenn ich mir eine Band anschaue, dann tue ich das, um die Show zu erleben, nicht nur, um die Musik zu hören.

Was genau macht "The Films" so anders als die anderen "The"- Bands, von denen es ja mittlerweile eine Menge gibt?

Das ist schwer zu sagen, zumal es "The"-Bands gibt, seit es überhaupt Bands gegeben hat. Ab Anfang dieses Jahrhunderts kam dieser Trend irgendwie wieder. Wir wollten eigentlich einen klassischen Bandnamen. Viele der Lieder beinhalten eine gewisse Romantik und haben diesen Gang-Aspekt: "wir" machen Sachen zusammen... Naja, ich glaube, irgendwie hab ich die Frage nicht wirklich beantwortet.

Damit hast du irgendwie Recht. Aber warum fiel eure Wahl gerade auf "The Films"?

Zu der Zeit haben wir viele Sachen von David Bowie angehört und da gibt es einen Song von dem wir den Namen genommen haben.

Was ist dein Lieblingslied von David Bowie?

"Five Years". Das kommt irgendwie immer wieder.


Und das werden hoffentlich auch die Jungs von "The Films", wenn sie in naher Zukunft ihr zweites Album veröffentlichen, an dem - so habe ich mir erzählen lassen - schon fleißig gearbeitet wird. In den Geschmack einiger neuer Kreationen kann man schon jetzt auf ihrer derzeitigen Tour kommen.


http://www.the-films.com/
www.myspace.com/thefilms