Spielfeld universal - Austragungsort zwischen Spaß und Ernst

 

Esther Burger erklärt den Krieg


Falsch! Es geht nicht oder - sagen wir mal - nur wenig um Fußball. Das Künstlerhaus Dortmund wagt es tatsächlich, ach mal andere Aspekte des Spiels ins Bewusstsein zu rotzlöffeln. Die Ausstellung "Spielfeld universal" - Austragungsort zwischen Spaß und Ernst - widmet sich dem Spiel als Idee eines grenzüberschreitenden, unbewussten Triebs. Die Assoziationen mit Gewalt und Krieg sind schnell bei der Hand. Das schlägt sich beispielsweise in dem Werk von Esther Burger nieder, die allseits beliebte Kinderspiele als Allegorie auf den Weltkrieg in Objektkunst transformiert: "Ich erkläre Frankreich den Krieg!" 

Die Künstler Thomas Trinkl und Dan Dryer treten in einer Live-Performance zu einem Gotcha-Match gegeneinander an. In schusssicherer Kleidung, mit heruntergezogenem Visier ihrer Helme sowie mit der Markier-Pistole und der Farbball-Munition bewaffnet, stehen sich die beiden Akteure auf einem elf mal fünf Meter großen Spielfeld gegenüber. Das Duell als Urform des "Spiels".

Die Wiender Gruppe ZugZwangZukunft hat mit "Insert Coin" acht Spielautomaten künstlerisch variiert und lädt ein zur Suchterfahrung interaktiver Kunst. Die Automaten waren im letzten Jahr bereits in Graz im Kunsthaus zu bedaddeln. Wer eine 1-Euro-Münze einwirft, darf in ironischen wie interaktiven Medienkunstwerken navigieren. Der Automat "Clar 9000" etwa lädt zum Dialog mit einer nicht immer anwesenden "Human-Einheit". "Generator//a" ermöglicht architektonische Deformationen.

Nils Klinger widmet sich in seinen Fotografien dann doch den in diesem Jahr unvermeidbaren Fußallplätzen, hat diese jedoch in streng komponierten Nachtaufnahmen ihrer sportlichen Primärfunktion beraubt und schafft so neue Erfahrungsräume rund um die "green fields".

Das atelier kompakt wiederum führt das Spielen in seinen Installationen zu dem Ort zurück, wo es hin gehört: auf die Straße. Dort, wo einst noch die Phantasie statt der perfekt inszenierten Spielwelten von heute gewirkt hat, dort, wohin jeder Erwachsene sich zurücksehnt, um die archaischen Formen des Spiels wieder erfahren zu dürfen.

24. März (Vernissage) bis 23. April 2006
Künstlerhaus Dortmund, Sunderweg 1, 44147 Dortmund
 

http://www.kuenstlerhaus-dortmund.de/
http://www.zugzwangzukunft.net/
http://www.atelier-kompakt.de/

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Foto: Künstlerhaus Dortmund