In Bochum und in Barcelona

tippkick2Der Spielstil des VfL Bochum erinnert an den Beginn des Fußballs im 19. Jh., als man mit zwei Verteidigern spielte. In heutiger Zeit steht dies dem Sinn des Spiels, es zu gewinnen, diametral gegenüber. Das ist in Barcelona anders.

Dort kommen alle Details in den großen Trichter, aus dessen schmaler Tülle am Ende der Sieg tröpfelt. Man könnte das für Ergebnisfußball halten. Aber der katalanische Weg zum Spielgewinn ist so fein ziseliert, so prätentiös und gediegen, dass es mehr nach Kunst als nach Sport aussieht.

Die Kehrseite der Medaille ist: Diese Kunst ist derart präzise, dass es maschinell wirkt. Hinten Ball rein, vorne Tor raus. Wie eine lange, weit verzweigte mathematische Gleichung, die den Gegner vor eine unlösbare Aufgabe stellt, und am Ende auf jeden Fall zum gewünschten Ergebnis führt. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche, so dass die abschließenden Kunstfertigkeiten eines Lionel Messi, die Endabnahme sozusagen, begeistern, aber nicht lang anhaltend. Wenn ein Tor schöner als das andere ist, verliert man leicht den Überblick.

Der FC Barcelona steht an der Spitze des Fußballs und rüttelt gleichzeitig an seinen Grundfesten. Denn dort hat der Pokal nicht seine eigenen Gesetze und das vermeintlich Schöne am Fußball, die Überraschung, ist eliminiert. Barca gestattet Bruder Leichtfuß auch nach einem sicheren Hinspielerfolg keinen Zutritt zur Kabine. So muss Bayer Leverkusen eine konzentrierte, motivierte, vollkommen humorlose Darbietung der Übermannschaft erdulden. Zumindest fühlt der Gegner sich nicht auch noch gedemütigt, denn die Fußballmaschine FCB besitzt keine Funktionstaste „Überheblichkeit“.

Die tatsächlich Leidtragenden sind die Fans des FC Barcelona. Die Anhänger des VfL können der Heimniederlage gegen Dresden bei unzähligen Bieren ebenso viele Bedeutungen beimessen. Eine Bandbreite abdecken von Grottenkick bis zukünftiger Systemfußball. Was machen die Getreuen von Barca? Den 750. Zuckerpass analysieren, das nächste Traumtor von Messi?

Ich freue mich jedenfalls auf den nächsten Katastrophenkick des VfL in Paderborn.