Erdrückende Fußball-Liebe

tippkick1Es war eine lange Durststrecke. Die deutsche Fußball-Hochkultur schien hochgeschwind ihrem Ende entgegen zu rennen. Doch nun ist der FC St. Pauli wieder in der 1. Fußballbundesliga. Alles wird nun gut.

Die hoffnungslos fehlgeleiteten Fußballfans drohten am „durchgedrehten Männlichkeitskult“ zu zerbrechen, der dem System Fußball von Anne Will attestiert wird. Conny Littmann, bekennender schwuler Vereinspräsident der Hafenstädter und nebenberuflich Heiliger, wird durch bloßes Handauflegen eine Atmosphäre gegenseitigen Verständnisses in deutsche Stadien zaubern. Die klugen, wortgewandten und redlichen Fans des FC St. Pauli werden uns Blinde durch die Wellen des Fußballkommerzes ans rechte Ufer führen wie einst Moses die Seinen durchs Rote Meer.

An unseren Arbeitsstätten werden wir lange Pausengespräche über den deutschen Fußball führen können, mit Menschen, die bis vor kurzem Trikots noch für T-Shirts hielten und das Fußballfeld für eine Wiese. Auf Partys wird es wieder wimmeln von braunen Totenkopfhemden. Getragen von bisher unerkannten Fußballexperten, die natürlich Pauli anstatt St. Pauli sagen. Politiker und Prominente werden braun-weiße Seidenkrawatten zu den leichten Sommerhemden tragen. Fußball wird ab jetzt wieder für alle sein, nicht nur für arrogante Bayern, asoziale Schalker, künstliche Wolfsburger und farblose Bochumer.

Hallelujah St. Pauli. Du wirst uns erlösen von allem Übel. Und dich dabei selbst opfern. Denn was kann schlimmer sein für einen Fußballclub als von allen gemocht zu werden. Vor allem von denen, die nicht wissen, was sie tun.