Lee "Scratch" Perry - The mighty upsetter

Lee Perry ist ein armer Wicht.

Denn obwohl bereits 74, erwartet man doch weiterhin Wunderdinge von dem alten Knaben. Die er als Reggaemusiker unbestritten schon häufiger vollbracht hat. Das führt dazu, dass jedes neue Album des Meisters von einem Chor der Zungenschnalzer begrüßt wird.

So wie sein neuestes Werk "The mighty upsetter", das bereits 2008 in Japan erschien, aber erst Ende letzten Jahres bei uns. Lee "Scratch" Perry versucht, noch einmal einen drauf zu setzen. "Upsettin‘ the upsetter". Dafür griff er auf prominente Hilfe zurück und ließ das Album von Adrian Sherwood produzieren. Der auch nicht mehr ganz junge Brite hat steht seit Jahrzehnten für ganz eigenen Dubsound, der immer auch über den Reggae-Tellerrand hinausblickte.

Perry und Sherwood. Folglich muss das passen. Und so beginnt das Album indisch mit einem von Zilverzurf aus Schweden geborgten Riddim ("Exercising"). Kommt dann zügig auf den Vibe von Perrys legendärem Black-Ark-Studio zurück ("Rockhead"), welches der Madman zu Beginn der 1980er eigenhändig niederbrannte, und dessen Sound Weihnachtsglanz in die Augen von Reggae-Ultras zaubert.  Das Werk revitalisiert anschließend Lees Alter Ego Pipecock Jackxon und endet schlussendlich bei grenzüberschreitendem Dub, der einem den Reggae fast unbemerkt unterjubelt ("God smiled").

In "The mighty upsetter" steckt daher mindestens genauso viel Sherwood wie Perry. Das Album hat einen unglaublichen Flow, der aus dem gleichbleibend hohem Niveau der Platte resultiert, was jedoch genauso bedeutet: Es gibt keine Ausreißer nach unten, aber eben auch nicht nach oben.

Am Ende ist man ein wenig enttäuscht, weil Scratch lediglich ein sehr gutes Album gelungen ist, doch kein außergewöhnliches. Armer Perry.

Erscheinung: 2009 (30.10.)
Label: On-U-Sound
www.lee-perry.com/
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