Die Bundesligavorschau 2009/10

ImageDiese Bundesligavorschau, die eine unter vielen, kann ebenfalls nicht ergründen, ob Magaths Grinsen sibyllinisch oder syphilitisch, Klopps Lachen sympathisch oder synthetisch und van Gaals Grimmen symptomatisch oder synnlos ist. Doch sie versucht es zumindest.

VfL Wolfsburg
Daran gewöhnt hat man sich noch nicht: Deutscher Meister VfL Wolfsburg. Wo soll das noch hinführen? Sicherlich hat bei Einführung der Bundesliga 1963 auch niemand daran gedacht, dass 10 Jahre später Bayern München und Borussia Mönchengladbach die Schale unter sich ausspielen. Müssen wir uns deshalb daran gewöhnen, in 2020 die Titelaspiranten Wolfsburg, 1899 Hoffenheim und RB Leipzig zu ertragen? Nein, wir glauben daran, dass Armin Veh einen Scheißjob in der Autostadt angetreten hat. Vorrundenaus in der Champions League, Ligaachter und Entlassung im Februar. Alles andere wären zu viele Novumse für uns Fußballfans.


FC Bayern München
Das mag für viele Fußballfanhänger ein Tiefschlag sein, wenn der beste deutsche Verein einen holländischen Trainer einstellt. Doch ging es den Bayern schließlich um Systemwechsel. Auf den Perma-Grinser Klinsmann folgt ein niederländischer Trainer im Stile eines Huub Stevens oder Rinus Michels. Menschen, die sich eher die Zehnägel rausreißen als sich zum Lachen bringen zu lassen. Da hat man Verständnis mit Franck Ribery, der beflissen ist, maximale Meter zwischen sich und München zu bringen. Sei's drum. General van Gaal wird Bayern zum Meister befehligen.


VfB Stuttgart
Wahrscheinlich gibt Horst Heldt die Gomez-Millionen demnächst seiner Oma für ein neues, diamantbesetztes Hüftgelenk. Schließlich wollten es weder Hoffenheim, noch Madrid oder Moskau im Tauschgeschäft gegen einen Ersatzstürmer annehmen. Dann kommt es eben auf die hohe Kante, denn schließlich ist Mario Gomez gar nicht so schwer zu ersetzen, wie Ludovic Magnin wissen ließ. Es hätte sowieso nur an den guten Vorlagen gelegen. Also gibt es mit Aleksandr Hleb einen weiteren Vorlagengeber. Die perfekten Zuspiele wird aller Voraussicht Heldts Oma nach OP und Reha verwerten. Müsste für einen internationalen Startplatz reichen.


Hertha BSC Berlin
Berlin ist schon etwas besonderes. Da spielt man die seit langem beste Saison und liegt sich trotzdem ständig in den Haaren. In dieser Hinsicht konnte Dieter Hoeneß einfach nicht mithalten, weshalb der stärker frisierte Michael Preetz nun den Job des Managers übernimmt. Womöglich fehlt der Hertha ohne begleitende Querelen aber irgendwie der Drive und man spielt in der kommenden Saison wieder so belanglos wie viele Jahre zuvor.


Hamburger SV
Auf dem offiziellen Mannschaftsfoto des HSV mussten sage und schreibe sieben Fotografien weiterer Profis oben links eingeklinkt werden. Das liegt daran, dass der Begleittross inzwischen größer ist als die Mannschaft. Deswegen hat übrigens Varus im Teutoburger Wald verloren. Inzwischen tummeln sich im Verein u. A. drei Physios und ein Masseur (wo ist der Unterschied?), zwei Mannschaftsärzte, je ein Athletik-, Technik-, Torwart- und Co-Trainer, ein Leistungsdiagnostiker, sowie ein Osteopath. Hinzu kommen einige Pyschopathen in der hanseatischen Führung, die auch in der nächsten Saison jeden sportlichen Erfolg bzw. anstehenden Erfolg im Keim ersticken werden. Gesichertes, uninteressantes Mittelfeld für den HSV.


Borusssia Dortmund
Die Fans der Revierrivalen müssen sich in Acht nehmen. Die PR-Abteilung des Herrn Klopp befindet sich im großen Sympathieangriff auf Fußballfanherzen. Es könnte also durchaus passieren, dass demnächst Schalker beim Gedanken an den BVB beginnen zu seufzen. Auch Kloppos Vorgesetzte sind nicht untätig in ihrem Bemühen, die Borussia als das größte Opfer der bundesdeutschen Fußballgeschichte darzustellen, welches ungerechterweise so doll sparen muss. Unter Verkennung der in Dortmund unbekannten Tatsache, dass es reihenweise solide wirtschaftende Bundesligaklubs gibt, die dauerhaft weniger Geld zur Verfügung haben als die Schwarzgelben in schlechtesten Zeiten. Schenkt man den Aussagen der Führungstroika also Glauben, wird der BVB in der kommenden Saison mit dem Budget eines Kreisligisten wirklich Großes, Historisches vollbringen.


1899 Hoffenheim
Maicosuel, Prince Tagoe und Zuculini riefen als Neuerwerbungen normaler Bundesligaklubs lediglich ein besserwissendes Grinsen hervor. In Hoffenheim ist jedoch zu befürchten, dass sie einschlagen wie Granaten und die letztjährigen Nobodys perfekt ergänzen. Rechnen wir also erneut mit einem Herbstmeister Hoffenheim. Jedoch nicht mit der Meisterschaft. Denn Gott sei Dank sind die meisten heutigen Fußballprofis zu blöd, um dauerhaft einen vernünftigen Beitrag zu einem zukunftsträchtigen Projekt zu leisten. Versprechen andere ihnen in der Rückrunde wieder mehr Geld und noch teurere Handtaschen für die Freundin, wird sich der Hoffenheimer Höhenflug selbst ad acta legen.


FC Schalke 04
Der ruhmreiche FC Schalke wird auferstehen aus den Ruinen des Parkstadions. Da Felix Magath seinen Feldherrnhügel in Wolfsburg zurück lassen musste, bearbeiten die Schalker Profis nun die altehrwürdigen Stufen des Parkstadions bis ihnen das Laktat aus den Ohren läuft. Das ist die Fortsetzung des nun schon 51-jährigen Wegs zur Meisterschaft. Dass der sich verlängert, scheint möglich, denn der neue Trainer und Manager kann offensichtlich nicht auf Einkaufstour gehen wie noch in Wolfsburg. Weshalb sich die Frage stellt, welches die wahren Beweggründe Magaths für seinen Wechsel ins Ruhrgebiet sind. Der noch fehlende Titel "Meister der Herzen"?


Bayer 04 Leverkusen
Bayer Leverkusen ist die institutionalisierte Arschkarte. Nachdem man im letzten Saisonspiel wieder einmal den Nimbus des Vizes manifestiert hat, fällt man auf die Reanimation des Jupp Heynckes‘ herein und muss zudem hinnehmen, dass Stürmerass Helmes beim Freizeitkick einen Kreuzbandriss erleidet (wodurch zumindest das Anbaggern der neureichen Stuttgarter zum Erliegen kam). Das benachbarte Werk soll angeblich bereits an einer Pille gegen so viel Seuche basteln. Selbst wenn man diesem Gerücht Beachtung schenkt, ist eigentlich klar: Bayer wird Zweiter.


Werder Bremen
Diego ist weg und zudem ein wahrer Connor der Bremer Szene. Thomas Schaaf ist noch da. Wer sollte es auch sonst machen? Obwohl....Otto Rehagel ist noch nicht tot. Zunächst einmal nehmen es jedoch Froschauge, Fringser und der Fummelgnom in die Hand. Das könnte märchenhaft werden. Die olle Bude am Weserufer wird auch renoviert. Führt aber nur zu mehr Schein als Sein. Werder bleibt im Mittelmaß. Ein Experiment: Wie lange dauert es in Bremen bis zur Trainerentlassung?


Hannover 96
Robert Enke unterstellt man eher Loyalität denn Dummheit als Ursache, weshalb er auch nächste Saison Hannovers Tor hüten wird. 69 Gegentreffer in der abgelaufenen Spielzeit musste der Klassekeeper hinnehmen. Im Vergleich zur 96-Abwehr ist ein Hühnerhaufen eine Spezialeinheit der GSG 9. Die Neuzugänge und der Auftakt im DFB-Pokal lassen nicht unbedingt darauf hoffen, dass sich dies ändern wird. Doch vielleicht macht  man 96 Buden. Mit einem Torverhältnis 96:69 müsste man Meister werden. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch höher, dass man weiter in den belanglosen Tabellenregionen zu Hause bleibt. Irgendeiner im Norden muss schließlich Wolfsburg als graue Maus ablösen.


1. FC Köln
In Köln tickt das Poldometer, das Gerät, welches die torfreien Minuten des Prinzen zählt. Sollte das Poldometer nur wenig ausschlagen, wird die kommende Saison zur Krönungsmesse für den künftigen König von Köln. Das Jahr 0 kann beginnen. Schließlich ist das Kölner Stadtarchiv bereits abgerissen, einer großen Zukunft steht nichts mehr im Weg. Nebenbei engagierte man einen neuen Trainer, eine unwichtige Randerscheinung, der sich vor allem durch seinen Namen großartig einpasst: Poldi und Soldi oder Poldo und Soldo. Wer glaubt bei einer solchen Vorbereitung nicht an den Titel?


Eintracht Frankfurt
Friedhelm Funkel versagte in Frankfurt. Nicht sportlich, aber im Bereich Glamour. Nachfolger Skibbe soll es mit seinem Handy und Retroscheitel nun richten. Man könnte behaupten, dass damit nicht erreicht wurde, was man gemeinhin als Quantensprung bezeichnet. Auch der Neuzugang Maik Franz wird die Außendarstellung der Eintracht vermutlich wenig positiv beeinflussen können, wenn er seine ganz eigene Art des Körpereinsatzes weiterhin pflegt. Gerade seine Frankfurter Mannschaftskollegen und letztjährigen Gegner waren doch darüber besonders erbost. Keine guten Voraussetzungen: Also Abstieg und zukünftig Friedhelm-Funkel-Feiertag in Frankfurt.


VfL Bochum
Trotz des vierten aufeinander folgenden Jahrs Erstligafußball in Bochum, wird dem Trainer in Bochum kein Denkmal gesetzt. Schade eigentlich, denn schließlich muss sich Marcel Koller mit bekannten Bochumer Unzulänglichkeiten auseinander setzen: Die sauren Gurken in seinem Kader gehen leider nicht wie geschnitten Brot, ein neuer Trikotsponsor rechnet in netto, Verstärkungen sind trotzdem nicht bezahlbar. Man setzt also auf die Eingespieltheit. Sportvorstand Ernst meint sogar erkannt zu haben, dass die Spieler nicht noch einmal scharf auf ein abstiegsbeängstigendes Jahr sind. Das mag als sympathische Naivität durchgehen, hat aber noch nie für den Klassenerhalt gereicht.


Borussia Mönchengladbach
Ganz davon abgesehen, dass er dazu gar nicht in der Lage ist, wird sich der neue Trainer Michael Frontzeck nicht die Haare raufen müssen. Dafür sorgt Manager Eberl. Der Mann kann - gemessen an seinen Transferaktivitäten - nur Maxi heißen. Haben die Gladbacher in der letzten Sommerpause nur neue Schuhe für ihre Profis gekauft, wird dieses Jahr die Mannschaft komplett erneuert. Das schöne Geld, dass man für den Umzug von Zwerg Nase nach Bremen kassierte, wird mitnichten beim neuen Sponsor Postbank eingezahlt. Auch wenn sich Torhüter Bailly an seiner Klimaanlage den Fuß brach, in Gladbach wird nächstes Jahr niemand wegen Abstiegsängsten kalte Füße bekommen.


SC Freiburg
Endlich können auch Kafka-Leser wieder ein wenig Fußball schauen. Der Sportclub für die Rechtschaffenden ist wieder da: Ökologisch, ehrlich, gut. Leider nicht für lange Zeit, denn der Präsident hat bereits den erneuten Abstieg angekündigt. Diese Form des Realismus wird die Freiburger Kicker in der bundesdeutschen Beliebtheitsskala wieder ganz nach oben führen. Auch Trainer Dutt möchte in der nächsten Saison lediglich der Puderzucker der Liga sein. Puderzucker auf dem deutschen Fußballhackbraten? Für die kommende Saison lassen wir das noch einmal durchgehen, aber im zweiten Jahr geht's wieder runter. Ok, Herr Stocker?


1. FSV Mainz 05
Eigentlich dachte man, Mainz 05 sei nach Jürgen Klopps Abgang stillgelegt und die Spieler überwiegend zum BVB transferiert worden. Doch nach zwei Jahren ist man wieder da und streitet sich mit den üblichen Verdächtigen um die Krone der stimmungsvollsten Stadionatmosphäre. Im Gespräch ist auch, den Rosenmontag auf den Samstag des Gastspiels der Kölner in Mainz zu verlegen. Und echte Jecken entlassen ihren Trainer bereits vor Saisonbeginn. Genug Dinge also, um klopp- und kopflos wieder in der Zweiten Liga zu landen.


1. FC Nürnberg
Sozusagen nebenberuflich ist der klavierspielende Germanist und Grimme-Preisträger Oenning in Nürnberg sehr erfolgreich als Fußballtrainer tätig. Deshalb hat er derzeit ganz viel easy credit in Nürnberg. Damit das so bleibt, wird an einer langfristigen Strategie gewerkelt, die dazu führt, dass der ehemalige Bochumer A-Jugend-Coach Oenning von dort reihenweise Talente abwirbt. Das reicht natürlich nicht für den Klassenerhalt. Der Club wird es trotzdem schaffen, wenn gleich Michael Oenning am Ende des Jahres sehr viel mehr Zeit zum Klavierspielen haben wird. Vermutlich muss es mal wieder Hans Meyer richten.