Die Bundesligavorschau 2008/09

ImageWem der Kicker und der Kerner zu dick, die Sportbild und die Lierhaus zu dünn und zu doof, der ist bei unruhr richtig. Lubis legendärer online-soccer-heart-and-kidney-check aller 18 Erstligisten. Die Aussichten jedes Klubs für die kommende Saison in zwei Sätzen.

FC Bayern München
Offensichtlich bemerkte bisher niemand, dass es sich bei den vermeintlichen Buddha-Statuen im neuen Münchener Trainingszentrum um Abbilder des heiligen Hoeneß mit Botoxbauch handelt. Die Figuren haben auf der Rückseite einen kleinen Schalter. Für die rote Birne. Diese wird in der kommenden Saison sicher wieder ihre Berechtigung finden, wenn dem Manager deutlich wird, dass seine Fußballangestellten sich mehrsprachig über Hesse und Kafka unterhalten können, es aber an der von Kafka postulierten Verwandlung (von Torchancen) mangelt. Wenn die Schalter also auf eins stehen, wird auch Jürgen Klinsmann merken, dass Hesse zwar Klingsors letzter Sommer schrieb, aber Uli-Buddha eher Klinsmanns letzten Sommer meint.

SV Werder Bremen
Das dreifach geeichte Aktionometer zeigt in Bremen mal wieder keinen Ausschlag. In der Weser ruht die Entengrütze, die Diego wegen seiner Eskapaden Richtung Peking nur kurzzeitig in Wallung brachte. Thorsten Frings‘ hektische Flecken im Gesicht sind sowieso nur Camouflage, auch weil Schaaf und Allofs mal wieder als Aufregungsabsorber unterwegs sind. Aus dieser maximalen Ruhe, muss ein Vielfaches an Kraft resultieren. Dieses Kraftfeld sollte reichen, den mit fernöstlichen Philosophien und dem Gewinn der Champions League beschäftigen Bayern den silbernen Salatteller zu entwenden.

FC Schalke 04
Man darf sich fragen, was in Schalke passieren muss, damit vor Saisonbeginn die Losung „Deutsche Meisterschaft" ausgegeben wird. Aktuell reicht dafür auch die Investitionssumme von rund 16 Mio. Euro nicht aus. Für Manager Müller sind die Neueinkäufe lediglich Anlass, selbstbewusst zu sein. Doch sogar das neue Selbstbewusstsein kommt ins Schwitzen, weil Herr Müller ausgerechnet die Wolfsburger als natürliche Feinde des S 04 im Kampf um die nicht genannten Saisonziele ausmacht. Gibt es noch einen anderen Erstligisten, der Angst vor Wolfsburg hat?

Hamburger SV
Ist der HSV nicht ein langweiliger Verein? Immer diese holländischen Trainer und jedes Jahr das gleiche Theater um den Kapitän. Nu isser doch weg. Der Raffi kriegt endlich mehr Geld und von Sylvie-Mäuschen einen Kuss. Für Abwechslung sorgt da nur der Stadionname. Hier ist der HSV Vorreiter in Sachen Umbenennung. Dass die Hanseaten Vorreiter werden was den Fußball betrifft, ist weniger zu erwarten. Man wird wieder oben angreifen wollen, aber am Ende dort stehen, wo die stehen, die man anfangs für schlechter hielt. Also alles wie immer beim HSV.

VfL Wolfsburg
Glaubt man den Experten, ist es dieses Jahr soweit. Der VfL wird Deutscher Meister. Allerdings ist damit zu rechnen, dass Felix Magath die Schale ablehnt, da sie leichter ist als ein Medizinball und daher kein wirklicher Gewinn für seine Spieler.

VfB Stuttgart
Armin Veh ist eine Psychotante und der Horst sowieso ein Heldt. Es lässt sich hier zwar nicht abschließend klären, ob die Vorliebe für verhaltensauffällige Fußballprofis tatsächlich eine Leidenschaft der Stuttgarter Führung ist, aber eine Herausforderung ist es allemal, Jungs wie Lehmann, Simak, Boulahrouz und Ljuboja zu einer erfolgreichen Truppe zu formen. Das Schwabenland darf jedenfalls Exquisites erwarten. Entweder Gala- oder Wahnvorstellung.

Bayer Leverkusen
Renate und Henrike sind die Hoffnungsträger des Kopfschmerzclubs. So oder so ähnlich heißen die beiden neuen Brasilianer, die sich Bayer für die kommende Saison leistet. Damit hat man sich zurückbesonnen auf das Credo des passionierten Frittierfetttrinkers und Ex-Managers Calmund: Wenn nichts geht, dann müssen die Brasilianer ran, die inzwischen untrennbar mit den ehemaligen Erfolgen der Werksmannschaft verbunden sind. Diese Maßnahme ist nach dem vergangenen, verkorksten und brasilianerfreien Jahr bitter nötig, bedenkt man die 25 Auswärtsspiele, die nächste Saison wegen des Stadionumbaus anstehen. Auch wenn der neue Trainer Labbadia perfekt zum Chemieriesen passt. Schließlich verkündete der schon als Spieler, dass alles hochsterilisiert wird.

Hannover 96
Trainer Hecking schafft als erstes den Mannschaftsrat ab, weil er meint, er habe ohnehin nur Führungsspieler zur Verfügung. Präsi Kind schafft die Trainerentlassung ab, da er Bremer Verhältnisse anstrebt. Gemeinsam hat man Ziele abgeschafft, möchte nur in den UEFA-Cup, wenn andere nicht wollen. Es ist aber eher damit zu rechnen, dass die 11-köpfige Führungscrew nicht widerstandslos das internationale Geschäft erreicht. Woraus wiederum resultieren könnte, dass Herr Kind seine Vorgaben rückgängig macht, bevor Herr Hecking dazu kommt, erneut einen Mannschaftsrat zu etablieren.

Eintracht Frankfurt
Das Frankfurter Spardosenterzett Bruchhagen, Pröckl und Funkel beginnt, es krachen zu lassen. Die bisher fast krankhaft Sparsamen haben in der letzten Winterpause bereits angefangen, richtig Geld rauszutun. Das hat man nun fortgesetzt, die Commerzbank-Arena macht ihrem Namen inzwischen alle Ehre. Damit hat man einen Weg eingeschlagen, der eine Umkehr fast nicht mehr zulässt. Mit dem Backen kleiner Brötchen wird man die Fangemeinde nur noch schwerlich abspeisen können.

Hertha BSC Berlin
Berlin braucht den internationalen Fußball. Die UEFA-Cup Qualifikation der Hertha über die Fairplay-Wertung hat korrigiert, was sportlich verkackt wurde. Gönnen wir es den Berliner einfach, sie hätten es alleine nie hingekriegt. Es gehört schließlich was dazu, die Spieler zu finden, die an ihrem Einsatz so uninteressiert sind, dass sie nicht einmal in den Bereich der Unfairness geraten. Damit die Profis in der nächsten Saison etwas mehr Leidenschaft für ihren Klub zeigen, wurde nun ein Verhaltenskodex an die Kabinentür genagelt. Er enthält auch, dass Spieler pünktlich zu sein haben und gefälligst deutsch sprechen. Wenn es in Berlin bereits daran hapert, muss auch in der kommenden Spielzeit niemand Angst vor Hertha BSC haben.

Karlsruher SC
Die Verantwortlichen beim KSC stört es wenig, dass nach der überraschend guten letzten Saison nun alle vom zweiten schweren Jahr reden, das zwangsläufig im Abstieg enden muss, da wichtige Leute dem Lockruf des Geldes anderer Vereine gefolgt sind. Die Abgänge haben allerdings auch dazu geführt, dass die Quote deutscher Spieler inzwischen bei 70% liegt. Das dürfte ein Spitzenwert in der Bundesliga sein. Da liegt es nahe, den Deutschen Maik Franz zum Kapitän zu machen, auch wenn einige seiner Berufskollegen meinen, es handele sich dabei um einen hässlichen Deutschen.

VfL Bochum
Lange ist es her, dass die Fachwelt den VfL und der VfL sich selbst für unabsteigbar hielt. Diese Zuversicht kehrt auch nach unglaublichen drei Erstligajahren in Folge verständlicherweise nicht an die Castroper Straße zurück. Dieser Tage gibt man sich deshalb unverbindlicher. Wir sind unbeugsam steht nun geschätzte 250mal auf jedem Trikot. Das wird vermutlich die gleiche Wirkung haben, wie die damalige Aufforderung, hundertmal „Ich darf Peter nicht zum Popelessen zwingen" in das Hausaufgabenheft zu schreiben. Der VfL wird genauso sicher wieder um die Plätze 16 bis 18 streiten wie Peter nach Erledigung der Strafarbeit erneut Popel essen musste.

Borussia Dortmund
Täuscht der Eindruck oder haben wir es derzeit tatsächlich mit Borussia Kloppmund zu tun? Der neue Trainer ist in vieler Anhänger Augen auch Magier. Die Chancen stehen aber wirklich nicht schlecht, den angeblich nur schlafenden Riesen zu wecken, und die sportliche Gegenwart dem sehenswerten Größenwahn der letzten Jahre anzugleichen. Denn schließlich hat Jürgen Klopp das schier Unglaubliche geschafft: Ein Millionenpublikum glauben zu lassen, Johannes B. Kerner wüsste wahrhaftig, worum es sich bei Fußball dreht.

Energie Cottbus
Eins ist sicher: Der FC Energie wird nicht absteigen. Es wäre ein Affront gegenüber unserer Kanzlerin, die sich schließlich dann und wann in den rot-weißen Schal kuschelt. Sollte es daher sportlich nicht reichen, wird die DFL eine Lösung finden. So wie man Lösungen fand für „Kaiserslautern ist ein Traditionsverein", „der BVB ist ein Zuschauermagnet" und „die Hauptstadt braucht einen Erstligisten".

Arminia Bielefeld
Irgendwie meinte man in der letzten Rückrunde ständig, Michael Frontzeck sei schon längst entlassen. Keineswegs. Am Ende hat er mit seiner Mannschaft den Klassenverbleib gesichert. Aber eigentlich nur, damit die Tipper der Republik schon einmal einen Absteiger für die neue Saison festzurren können. Das wird Frontzeck nicht in Rage bringen, weil man sich sowieso nichts vorstellen kann, was den Bielefelder Thomas-Schaaf-Klon auf die Palme bringt. Oder ist der da gar nicht mehr Trainer?

Borussia Mönchengladbach
Das waren prima Sommerferien für die sportliche Führung der Gladbacher. Jos Luhukay und Christian Ziege hatten richtig Urlaub. Denn zur Vorbereitung auf die kommende Erstligasaison tat der Aufsteiger: Nichts. Man verlässt sich ganz auf Opa Olli und seine Fohlen. Trotz dieser Politik der ruhigen Hand prophezeit kaum ein Experte der Borussia den direkten Wiederabstieg. Das ist genial! Besonders genial, wenn der Plan tatsächlich aufgeht.

1899 Hoffenheim
Wolfgang Niedecken, moralische Instanz der Doppelhaushälftenbesitzer, hat jetzt gesagt, Hoffenheim sei o.k. Dietmar Hopp ist mitnichten so ein Arsch wie wir dachten. Und der Verein haut in der Saisonvorbereitung gar nicht soviel Kohle raus, wie wir vermuteten. Unser Feindbild wankt. Profitiert ein Verein tatsächlich nur davon, dass ein Fan und Gönner so viel Geld verdient hat wie er seinen Lebtag nicht mehr ausgeben kann? Sollen wir uns wirklich einfach nur freuen, wenn das immer noch kleine Hoffenheim die Bayern schlägt?

1. FC Köln
Poldi-Wahn und Hennes-Wahl. Köln fiebert und der FC ist bemüht, den Ball flachzuhalten. Man kann sich allerdings nicht des Eindrucks erwehren, dass dies nur halbherzig geschieht. Natürlich gibt Trainer Daum die Losung aus, der angestrebte Mittelfeldplatz sei wie die Meisterschaft. Doch es ist bezeichnend, dass der einem Aufsteiger geziemende Erhalt der Klasse bereits gebongt scheint, und das in der Formulierung des wahren Saisonziels das Wort Meisterschaft zumindest enthalten sein muss. Seid doch ehrlich, Kölner! Ihr seid der Meinung, dass am Ende der Saison mindestens die Champions League stehen muss. Wegen dieses schnuckeligen Geltungsbedürfnisses steht zu befürchten, dass der Portugiese Petit schon aus lautmalerischen Gründen nicht zum FC passt.