Aus 1:5 mach 5:0. In Schalke scheint die Sonne, man hat einmal mehr alles richtig gemacht. Zudem in nur anderthalb Tagen, bei vielleicht zwei Trainingseinheiten. Entweder sind dabei Herberger'sche Weisheiten intravenös verabreicht oder Spiel- und Spaßkultur per Handauflegen in die Spieler transferiert worden. Gleich wie, das neue Trainergespann des FC Schalke 04 scheint das Alter ego von Siegfried & Roy zu sein, die ihr Comeback inkognito beim Fußball feiern.
Denn wie anders ist es möglich, dass ein Kevin Kuranyi plötzlich vier Buden macht, wo ihm doch in letzter Zeit das Toreschießen Probleme machte wie einem Prostatakranken das Pippimachen. Dass eine Abwehrreihe ihrer Bezeichnung gerecht wird, die drei Tage vorher das Fußballdrama "Christian und Robert" im eigenen Strafraum aufführte. So etwas verlangt magische Kräfte, die Youri & Mike vermutlich in den berüchtigten Einzelgesprächen, der Psychoanalyse des Profifußballs, an den Tag gelegt haben müssen. Damit haben sie den Kritikern die Luft zum Meckern genommen. All denjenigen, die den Trainerwechsel sechs Spieltage vor Schluss nur für eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für 1-Euro-Fighter hielten.
Man könnte natürlich auch auf die Idee kommen, dass der gern als nett titulierte Herr Slomka schwerwiegendere, interne Probleme mit Teilen des Mannschaftskörpers hatte als seine vorgebliche Nettigkeit hätte erwarten lassen. Probleme, die in den Fällen Rost und Azouagh elegant durch Arbeitgeberwechsel gelöst wurden. Da aber der Profifußball zu den Branchen zählt, in denen die Angestellten den unliebsamen Chef recht leicht loswerden können, bilden die genannten Fälle eher die Ausnahme. Ohne die magischen Kräfte von Youri & Mike in Abrede stellen zu wollen, muss die Vermutung erlaubt sein, dass zumindest einige Schalker Profis von der Möglichkeit Gebrauch machten, beim Wüsteschicken ihres Chefs gewichtig mitzureden, indem Leidenschaft und Wille samstäglich um Nuancen verringert wurden. Nach Zielerreichung pendeln sich diese Kräfte nun wieder auf dem üblichen, wünschenswerten Niveau ein.
Dadurch sind Youri & Mike für geraume Zeit als fantastische Zauberer in der Arena der großen Gefühle bei Buer gebucht, während Herr Slomka seinen Platz im illustren Ensemble der Falschen für Schalke erst noch finden muss. Allerdings hat er mein Mitgefühl, sollte er am späten Dienstag Abend vor Wut geheult und seine Ex-Untertanen als verantwortungslose Sackgesichter verflucht haben.