Expedition ins Irritierreich mit Fräulein Nina

neulich...Es ist schon seltsam, neuerdings befindet sich in meinem Blumenladen eine kleine Post. Da stehe ich nun zwischen all den Gerberas und Rosen in der Warteschlange, um einen Brief abzugeben. Vor mir verhandelt eine Kundin mit der Inhaberin über ein besonders aufwendiges Gesteck. In Herzform aus roten Rosen soll es sein für 60 Euro.
Die Betroffenheit ist groß. Ihr Hund sei unerwartet gestorben, irgendwas beim Tierarzt ist wohl schief gelaufen, berichtet sie. Nun muss es also schnell, schnell gehen mit dem Herzgesteck, denn die Beerdigung auf dem Tierfriedhof ist heute Nachmittag.

Das Ereignis wühlt mich auf. Warum habe ich eigentlich kein Haustier? Früher gab´s welche in der Familie, aber die fanden immer auf seltsame Art Ihren Tod und wählten für sich komische Bestattungsarten aus.

Ich bin 6 Jahre alt, als mein Vater eines Tages nach Hause kommt mit einem Aquarium. Das ist schön voll gemacht mit bunten Fischen. Mein Bruder und ich sitzen ganz entzückt davor. Bevor wir sie alle einmal durchzählen und den einzelnen Guppies Namen geben können, schwimmen sie kopflos umher und sinken langsam aber bestimmt leblos zu Boden. Bei einigen hektischen Telefonaten und einer Beratung mit unserer Mutter, der wir lauschen, vernehmen wir von unserem Vater ein: "Keine neuen mehr". Zu uns sagt er: "Die Fische müssen jetzt schlafen", legt eine Decke über das Fischgrab und so lernen wir alle, dass man bestimmte Arten nicht zusammen in einem Aquarium unterbringen darf, weil es schon mal vorkommen kann, dass die sich nicht vertragen und so schnell den Kopf verlieren. Von da an kommen uns keine Tiere mehr ins Haus und ich halte mich an die meiner Großeltern.

Der Wellensittich von Opa sitzt immer pünktlich zur Sportschau bei ihm auf der Schulter und schaut mit in den Fernseher. Eines Abends macht er kopfüber, auf dem Glasrand sitzend einen Köpper ins Bier. Er findet den Weg durch dieses süffige, taumelnd machende Getränk, auf Grund seiner Alkoholisierung aus dem paradiesischen Schaumbad nicht mehr heraus. Opa will ihn noch retten, nimmt ihn, als er ihn findet aus dem Glas. Klare Sache, bei zu viel Alkohol hilft immer Wasser über den Kopf, hält er ihn in der Küche unter den Hahn. Ob am Bier oder am Wasser, ist letztlich nicht zu klären, Fakt ist, der kleine Vogelfreund stirbt definitiv an Ertrinken.

Oma´s Dackel Axel ist ziemlich frech und schnappt nach jedem, der ihm in den Weg kommt. Axel hat Biss und Mumm, ist ein Grenzgänger. So findet er eines Tages, der Pool im Garten ist nicht nur fürs Herrchen zum erfrischenden Baden reserviert. Und so springt  er vom Beckenrand hinein ins Bad, wie sich später herausstellt, ein letztes Mal. Vorfreudig stürzt er sich in das 3 Meter tiefe Becken. Als mein Vater in den Garten kommt, um die Reinigung des Beckens fortzuführen, weshalb er einen Tag vorher das übersäuerte Wasser herausgelassen hatte, findet er auf dem Poolboden eine noch  anspruchsvollere Säuberungsaufgabe vor.

Die Vorbelastung, was Erfahrungen mit Haustieren und ihren Todesarten anbelangt, ist also groß. Vielleicht sollte ich es aber doch nochmal versuchen? Es probieren, verantwortunsvoll einen Hund oder eine Katze zu halten? Im Falle ihres Todes könnte ich ja unmittelbar Trauerbriefe unten in der Blumenladenpostfiliale aufgeben.

Wie es richtig geht:
- keine Ahnung