Grandbrothers - All the unknown

grandbrohers alltheunknownWarum ich zwei Monate nach Erscheinungsdatum eine Plattenkritk schreibe, obwohl jeder weiß, das ist im Musikbusiness kurz vorm Verfallsdatum? Weil ich eine Ausrede habe.

Das neue Album der Grandbrothers erschien bereits am 15. Januar. Aber die Auslieferung des Vinyls verzögerte sich um satte zwei Monate. Und so halte ich „All the unknown“ erst jetzt in den Händen. Als Dankeschön für das lange Warten ist das dritte Album der Grandbrothers handsigniert. Nun stehe ich ratlos vor dem schönen großen Cover meiner Schallplatte, denn es ist voll gekritzelt.

Ich bin doch Musikgenießer und kein Autogrammjäger. Doch der optischen Enttäuschung folgte die akustische auf dem Fuß. Zunächst war ich unschlüssig und wusste nicht, was mir das neue Werk von Sarp und Vogel sagen soll. Also kramte ich „Dilation“ hervor, das Debütalbum von 2015. Jetzt weiß ich's.

„All the unknown“ ist im Vergleich zum Debüt mächtig aufgeblasen. Groß gemacht mit vielfältigen Sounds. Na klar, man erkennt zweifellos die Grandbrothers. Der präparierte Flügel, der es Lukas Vogel ermöglicht, über den PC ebenfalls auf die Saiten des Instruments zuzugreifen, welche von Erol Sarp ganz klassisch über die Tasten bedient werden. Dadurch entlocken die Beiden dem Klavier völlig neue Klänge. Doch das neue Album wirkt überwiegend wie überkandidelte Filmmusik. Ein wenig so, als hätte man „Dilation“ tapeziert.

Bei „Dilation“ zerfließe ich in meinem Ledersessel jedes Mal wie warme Schokolade. Bei „All the unknown“ bleibt mein alltäglicher Stock im Arsch genau dort stecken. „Dilation“ nimmt mich mit in eine andere Welt, „All the unknown“ lässt mich, wo ich bin.

Es ist womöglich ein Fluch, wenn man mit einem Knall in die Musikwelt getreten ist. Und die Grandbrothers machen eigentlich alles richtig im Anspruch, sich weiter zu entwickeln. Das Immergleiche über mehrere Alben zu verteilen, wäre sicher keine gute Entscheidung. Es ist daher ungerecht, „All the unknown“ als schlechtes Album zu bezeichnen. Aber „Dilation“ ist nun einmal außergewöhnlich einzigartig. Die Jungs haben die Latte am Anfang eben verdammt hoch gelegt. Ein bisschen selbst schuld, oder?

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