matthew collings „a requiem for edward snowden“

matthew collings a r f e snowden kleinmatthew collings hat sich für „a requiem for edward snowden“ auf eine etwas andere aufgabe eingelassen: eine audiovisuelle arbeit, die als auskomponierte und live in einer mischung von elektronischen und akustischen instrumenten gespielte musik aufgeführt wird und dabei gleichzeitig durch von der musik (und natürlich: dem thema) inspirierte visuals um eine weitere warnehmungsebene ergänzt wird. interessant ist dabei sicherlich die frage, welche inspiration von dem geschehen um und mit edward snowden für die komposition ausging und in welcher weise dies matthew collings bei seiner arbeit an der musik beeinflusste.

soviel sei dazu jetzt schon verraten: dies über das reine hören, an der instrumentelwahl, an der komposition herauszuhören ist (naturgemäss?) fast unmöglich. (vermutet) ist die musik jedoch entstanden, während die geistige beschäftigung mit dem thema quasi als backgroundroutine im kopf von matthew collings ablief; offensichtliche musikalische konsequenzen sind daher die eingestreuten, teils wie von automatischen stimmen eingesprochenen, teils wie authentische aufnahmen klingenden doku-sequenzen, die den musikalischen fluss ergänzen. weniger offensichtlich, aber möglicherweise um so nachhaltig wichtiger die, im vergleich zu seinen anderen veröffentlichungen noch stärkere experimental-attitüde dieser vö von matthew collings; mit einer sehr interessanten mischung von originalsounds akustischer (streich- / blas-) instrumente und deren gleichzeitiger elektronischer bearbeitung plus sonstiger elektronik. und obwohl letztere zum teil ganz erhebliche ausmaße entwickelt, erscheint das soundbild im ersten höreindruck fast durchgehend akustisch geprägt; ein paradoxon, das vielleicht am ehesten durch die mischungsverhältnisse (hier: allein bezogen auf die lautstärke) zwischen diesen beiden musikalischen polen bestimmt wird.
aber: wie klingt denn „a requiem for edward snowden“ nun als gesamtes? das wort „requiem“ im titel gibt den entscheidenden hinweis: es scheint nicht das ziel zu sein, die doch eigentlich heldenhafte(?) rolle des whistleblowers, seine innere überzeugung etc. zu spiegeln, sondern die tragischen aspekte der figur, die veränderung seiner lebensumstände, vielleicht, vielleicht aber noch mehr das don-quijote-hafte, das ihm und seinen enthüllungen anhaftet. denn, allem aufschreien zum trotz: überwiegen nicht die stimmen derer, die derartige überwachung, steuerung etc. aus einer vielzahl von gründen (die aber immer ganz viel mit persönlichem nicht-engagement zu tun haben) wenn schon nicht billigend, dann aber „irgendwie“ hinnehmen? insofern ist die musikalische mission von matthew collings vielleicht sogar auf mehreren ebenen gelungen. und gerade auch dann, wenn sie widerhaken auswirft. vielleicht wird ja so der eine oder die andere mal daran erinnert zu überdenken, warum jemand sich eigentlich in derartige gefahr begeben sollte (auch: zukünftig), wenn irgendwelche persönlichen smart-life-“erfordernisse“ sowieso höher geschätzt werden. amen.

schöne grüße

N

http://denovali.com/matthewcollings/

https://matthewcollings.bandcamp.com/album/a-requiem-for-edward-snowden-2