melanchoholics "solar cafe"

melanchoholics solar cafe kleindrittes und letztes album der melanchoholics.

 

in der besetzung gitarre, bass und elektronic / fieldrecording hatte das trio seit 2003 zwei cds, eine 7" und verschiedene soundtracks veröffentlicht, verbunden mit europaweiten touren, abrupt beendet durch den plötzlichen, krankheitsbedingten tod von gitarrist benedikt kristofer bjarnason in 2010, mitten in der arbeit an der nun vorliegenden vö, damals erst gut zur hälfte fertiggestellt.

die arbeit an der vö blieb liegen, der vö-deal mit einem us-label platzte und erst mit der erkenntnis, trotz des verlustes weitermachen zu wollen (bezeichnenderweise als minus1one), beschlossen bassist phillip und elektroniker lutz, "solar cafe" als vermächtnis der bisherigen bandgeschichte zu vollenden und zu veröffentlichen. wohl wissend, dass es vös von bands, die es gar nicht mehr gibt unterhalb eines bestimmten bekanntheitsgrades und zwangsweise ohne live-support definitiv schwer haben.

aber, trotz dieser widrigkeiten, es hat sich definitiv gelohnt, diesen schritt zu tun: "solar cafe" zeigt die fähigkeiten der damaligen melanchoholics gegenüber den bisherigen platten auf einem neuen stand; die bandeigene art der komposition, gleichzeitig wie auf dem sprung befindlicher wie in der zeit erstarrter tracks zu komponieren, die zudem viel von tatsächlichen songs zu haben scheinen ohne wirklich welche zu sein, ist auf "solar cafe" zu neuer perfektion gereift. und über allem eine atmosphäre, die nicht trefflicher als durch den bandnamen zu beschreiben ist: keine gefühlte oder gar aufgesetzte düsternis, vielmehr eine art von wehmütiger melancholie, die möglicherweise am stärksten durch die irgendwo zwischen arpeggio und anschlag changierenden gitarren und die immer wieder präsenten, funkspruchartigen fieldrecordings verursacht wird, unterlegt durch flächen und bassschübe im untergrund. "solar cafe" ist damit auch in seinen ruhigsten abschnitten keine flächenartig angelegte musik wie die so vieler anderer, die im feld der experimentellen musik ohne schlagzeug bzw. drumprogrammierung arbeiten: der paradoxerweise wie erstarrte fluss dauernder bewegung bleibt stets bestimmendes moment.

rein musikalisch betrachtet, den ohnehin nicht zu beziffernden menschlichen verlust bewusst ausgeklammert, definitiv ein herber verlust, dass nach diesem höhepunkt, passenderweise auf zwei formaten veröffentlicht (vinyl + cd) in dieser form nichts mehr zu erwarten ist. was bleibt ist diese wirklich gelungene platte und die chance, dass das nachfolgeprojekt minus1one vielleicht andere, aber ebenso interessante wege verfolgen wird. und jetzt: ihr.

schöne grüsse

N

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