still light „rosarium“

still_light_rosariumnennen wir es folk? „rosarium“, die zweite veröffentlichung von still light, einer von kirill nicolai angeführten, tendenziell möglicherweise offen angelegten gruppe, die hier ihre vision von immer songartig erscheinenden, aber deshalb nicht unbedingt auch so strukturierten stücken vorstellt.


dieses leicht hintergründige paradoxon zwischen realität und empfindung fängt schon mit der #1 an, „bough“, die sich ganz langsam aus einer art präludium herauszuschälen beginnt. und wenn man schon begonnen hat, es sich in dem vermeintlichen instrumentalstück einzurichten, beginnt nach fast vier minuten doch noch gesang: zweistimmig, melncholisch, das stück von da an bis fast zum ende nach neun minuten begleitend. während „a thing buried“ als kurzes interludium tatsächlich instrumental bleib, über die gezupften akustischen gitarren jedoch die aufgebaute stimmung weiterträgt, setzt das folgende „the cross of snow“ da ein, wo „bough“ aufhörte; dabei der erste teil getragen durch akustikgitarren, orgel und männlichen gesang, dann urplötzlich in strumming wechselnd und die übernahme des gesangs durch die weibliche stimme. das folgende stück nummer vier, „two sisters“, ist der (melancholische) hit von „rosarium“: das sphärische akustikgitarrenthema, dazu die perfekt gesetzten glocken plus ein paar hintergrundzutaten. und der gesang, wieder zweistimmig, mit einem verführerischen refrain als auflösung der tieftraurigen strophen... und das über eine laufzeit von neun minuten, ohne dass sich innerhalb des stücks irgendetwas wirklich ändern würde (oder auch nur ändern müsste); perfekt für dauerrotation.
„processional pt.1“ wird stimmungsmäßig wieder etwas optimistischer(obwohl: auch das im hintergrund von „two sisters“ zwei mal zu hörende lachen ist ja alles andere als ein zeichen von niedergeschlagenheit...) und von der instrumentierung elektrischer. wenn man so will, von der tendenziell folkigen attitüde des bisherigen in richtung country schielend... nur um mit „processional pt.2“ ein ambient-zwischenspiel vorzulegen. dieses könnte, von seiner stimmung, „rosarium“ perfekt beenden; still light geben aber noch eine zugabe und schliessen statt dessen den kreis mit dem über acht minuten langen „rosary“ und dessen versinken in die natur.

auch in fröhlichen momenten tiefmelancholisch, besonders durch die stimme(n) des gesangs und die fokussierung auf gezupfte akustische gitarren als basisinstrumente plus streicher, finden still light eine eigene balance zwischen der besinnung auf den song und den verlockungen von offeneren strukturen. und zwischen akustischer instrumentierung und den atmosphärischen möglichkeiten, die sich aus elektrischen ergänzungen ergeben. das passt.

auf cd und 2xlp(45rpm).

schöne grüße

N

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