the alvaret ensemble „the alvaret ensemble“

the_alvaret_ensemble_the_alvaret_klein_ensembledie perfekte nachtplatte (möglicherweise, weil sie auch genau so, innerhalb dreier nächte in der grunewaldkirche in berlin aufgenommen wurde). und dann noch mit fast alienartigen charakter...  


das fängt an mit der kryptik der titelbezeichnungen und findet einen frühen höhepunkt, wenn zwischen den pianolinien und -fragmenten von greg haines das erste mal die stimme von jan kleefstra zu hören ist: kein gesang, eher der musikalischen stimmung der fast stille angemessene, gebrochene rezitationen in einer gleichzeitig völlig unbekannt und doch wieder bekannt erscheinenden sprache (bei der es sich um friesisch handelt, eine heute nahezu ausgestorbene sprache, die früher entlang der nordseeküste gesprochen wurde). und dann noch einzelne, in der gleichzeitig fast angespannten aber dennoch abwartend-ruhigen gesamtstimmung wie explosionen erscheinenden, einzelnen klangereignisse, die geradezu aufschrecken und die besonders im zweiten teil der platte starke verwebung von greg haines piano mit den violinen von iden reinhart und peter broderick immer wieder aufbrechen.

trotz der mitwirkung von isgesamt acht instrumentalisten (neben den genannten sind das noch romke kleefstra, gitarre und effekte; sytze pruiksma, perkussion; hilary jeffrey, posaune und martyn heyne, kirchenorgel) schafft es das alvaret ensemble auf seinem debüt mit dem stets nicht einfach zu händelnden hallraum der kirche als neuntem instrument in fast spektakulärer selbstverständlichkeit umzugehen und die insgesamt 10 stücke soundlich voll, in der gesamtstimmung aber fragil / transparent zu halten; neben den einnehmenden kompositionen an sich (die vieles „nur“ andeuten und manches bewusst offen halten) mit sicherheit der hauptgrund, warum „the alvaret ensemble“ als gesamtes seine höchst eigene, zwingende atmosphäre aufbauen kann.
und dann ist da schließlich noch „wju“, das vorletzte stück, mit dem the alvaret ensemble die nachtvariante von „alle zügel loslassen“ wagen und sich zu einer (paradoxerweise immer noch irgendwie transparent klingenden) wolke aus komponierten lärm aufschwingen, die wie eine selbstverständliche und geradezu konsequenterweise notwendige „reinigung“ auftritt. und das, ohne das vorher und das nachher zu dominieren...

schöne grüße

N

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