contemporary noise sextett “ghostwriter's dream”

contemporary_noise_sextet_ghostwriters_jokenicht wenige bands, besonders aus der grauzone experiment / downtempo / drone / listening usw. schmücken sich gern mit „jazz“ attributen; musikalisch, indem bestimmte motive aus dem „echten“ jazz entlehnt werden (die dann zwar noch an jazz erinnern, als typischer basslauf, als typische rhythmik, aber im eigentlichen sinne nicht mehr viel mit dem ursprung zu tun haben und so eher den hintergrund für, gern repetetiv hypnotische, durchkomponierte stücke bilden. oder als teil des namens; die ganzen herr / frau-xy trios, quartetts (...+1 mehr, +2 mehr, etc.). auch diese art der namengebung hat ihren ursprung im jazz; der leader und sein pack...  

 

...das contemporary noise sextett kommt aus polen und wenn musik auch immer internationaler geworden ist; in diesem fall gibt die herkunft hinweise: polen, eins der länder mit grosser tradition im modern jazz. und, um mit der vorrede (endlich) auf den punkt zu kommen: das hier tut nicht so, das ist jazz. mit der besetzung schlagzeug, bass, piano (bartek kaspa, der bandleader), gitarre, trompete und tenor-saxophon werden motive vorgestellt, im weiteren in ihre einzelteile zerlegt, wieder aufgegriffen; soli (auch längere) eingefügt, ganze stücke (in bezug auf die solospots) einem instrument gewidmet. kenner wissen, was das heisst; für die ohne jazz-background: bläser-riffs als träger der struktur, auch als klammer für das ensemblespiel um die hauptmotive, dazwischen, fast wie ein staffellauf, das hin- und herreichen der führungsrolle.
für mich, der jazz auch nur ansatzweise kennt, die größte überraschung wie spannend das contemporary noise sextett diese stücke gestaltet; fernab von instrumentaler großmannssucht (dabei aber, keine frage, extrem flüssig und, ja, im besten sinne „cool“ gespielt). nicht wenigen anteil daran hat, neben der arbeit der rhythmusgruppe, die von seiten der linken hand des pianos zusätzliche unterstützung erhält, der souveräne umgang mit der dynamik (in lautstärke und im sinn von „in welcher reihenfolge wird eine motiv von welchem instrument gespielt“...). und, natürlich, die durchweg treibenden themen der stücke mit den fast „songdienlich“ eingebetteten soli; im grunde „gönnt“ sich das contemporary noise sextett nur im über 9 minuten langen „norman's mother“ einen ausflug in ganz freie formen (und findet auch wieder lässig auf die spur zurück).
sehr homogen und trotzdem frei; cool bei körperlich warmen sound.

schöne grüße

N

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