N – prora

Ich weiß nicht so sehr viel von Prora, kenne die Historie, schaue erneut bei Wikipedia, ich bekomme von n erzählt, so heißt einer seiner neuen Releases. n war in Prora, hat Photos gemacht, zeigt mir das Bildmaterial und erzählt was er gesehen hat.

Ich treffe n in Dortmund, an einem Tag, an dem diese Stadt ein sehr übliches Bild trägt. Es regnet in Strömen, ich treffe ihn nicht in irgendeinem angesagtem Retroloungecafe, keine übliche Westendkneipe, es geht weiter hinaus, in die Realität, sehr spät am Abend, es geht in die Nordstadt, darüber hinaus, Hafen und weiter davon weg. Da wo nur noch die Ruinen der Industrie stehen, dort wo die Produktionen von n scheinbar ihr Entstehen zeigen. n redet während des Gesprächs über Prora, die Insel, den Touristenzirkus, und seine immerwährende Suche, nach etwas, was übermächtig überwältigt und etwas das die Traditionen dieses Landes beendet hat. Die Bemühungen von n sind mehr als das was die Gigantomanie dieser Architektur erahnen lässt. Etwas erinnert mich an eine seinerzeit erschienene 12” von Cranioclast, die mit dem Bunker Cover, auch ein Release mit Musik unter Bezugnahme des Covers.

Der Sound von n ist allerdings different von dem von Cranioclast, nicht so voluminös, nicht so eins mit den Ruinen. n arbeitet geschickter, ist sich der gleichen Wurzeln von Cranioclast bewusst, forscht aber erheblich tiefer, konkreter, dezimierter, weit unter dem Gewissen, rüttelt nicht verzweifelt am Geschehen, sondern hält präzise alles da gewesene fest, verzerrt als Zuhilfenahme, um dem Hörer/Betrachter die Transparenz und Klarheit zu geben, welche zur Betrachtung der Realität und Gegenwart notwendig ist.

Zwei Stücke, “wiek”, “prora stadt”, geben mir nach mehrmaligen Hören den Aufschluss, welchen ich zum Erscheinen des Albums "Kopenhagener Deutung" vom mittlerweile zum Duo geschrumpften Projekt [multer] erhalten habe. Der Hörer bekommt eine erschreckend ungeschönte Diagnose dessen er, vor Erhalt selbiger noch unruhig, später nicht mehr ohne auskommt, da ein, wenn auch schmerzlicher, Durchblick den Menschen irgendwann nicht mehr loslässt.

Herbst 2009
droehnhaus

www.n-1511.com/  
www.droehnhaus.de/