aidan baker „thoughtspan“

aidan baker „thoughtspan“o.k., muss dann wohl sein. nach dem ersten mal und der wiederholung hier also #3: aidan baker, leah buckareff, nadja plus diese in kombination mit a storm of light, atavist, satori thisquitearmy, the infant cycle...

aidan baker „thoughtspan"
wiederveröffentlichung, diesmal auf vinyl. und in der selbstmach-ästethik (schwarzes standard-cover mit aufgeklebten foto by leah buckareff) mit eigener schönheit.

und mit echt-schlagzeug (gespielt by a.b.) mit einer vielzahl von rückwärts-schleifen und dem schlüsselsatz „(thought spans the distance of space and it doesn't matter that) you're not here." als schleife endlos wiederholt über zögerlichem schlagzeug. und dann plötzlich die öffnung in die atmosphäre; immer höher kreisend, bis kein auge mehr folgen kann.


nadja / a storm of light „primitive north"
1,5 LP (=3 seiten musik, eine bild), so-was-wie-petersen-filmposter / fantasy-film-irgendwas-von-narnija-style-aufklapp-cover mit insert, blau mit grau korrodiertes vinyl und die CD des ganzen albums dazu. so weit die ausstattung.

seite 1: a storm of light "brother" und "sister"; post-metal / post...; starker focus auf dem gesang, weit, in den offenen horizont; höhepunkt: "sister" mit gesang / riff / melodie architektur, die diesen aufbruch nach vorn in der musik von a storm of light perfekt auf den punkt bringt. mit starkem ende, das den chor am schluss allein lässt (ganz ähnlich zu MT mit ihrer letzten vö). nadja gönnen sich dann die ganze seite 2 für das 20 minütige "i make from your eyes the sun", das, nach verhaltenem vorspiel, im typischem nadja-sound losdoomt, aber, ist es die harmonie oder der (weit hinten liegende) gesang, nie so evil wird, wie so manches andere des duos.

die 2., auf seite 4 geätzte lp ist dann die konklusion, wenn seiten 1 + 2 dieser 3 seiten doppel-LP denn dem vorstellen der bands dienten: zuerst nadja mit ihrem remix von a storm of lights "brother": zu anfang leichter dekonstruktivismus mit rückwärtstexturen, dann raum frei für die brecher im mittelteil und schließlich absturz in die reverbhöllen bis hinunter in diesen unterirdischen see, dessen spiegelglatte oberfläche nur von ein paar letzten rückwärts-sprenkeln gestört werden darf.

dann a storm of light mit nadjas "i make from your eyes the sun"; und die holen als erstes aidan bakers gesang unter der distortion-hülle hervor und lassen ihn nach GANZ vorn, unterlegt von hart gecuttetem riffing. nur um sich dann einen endlosen mittelteil zu erlauben, tja; und am ende ist dann wieder anfang.

stimmig / fette zusammenarbeit, die ihren reiz auch gerade aus dieser gleichzeitigen split / remix kombi erhält. und die wertige aufmachung (mit, wie gesagt, CD des ganzen albums als extra, sozusagen die luxus-alternative zum download-code) in grafik und material zieht da auch mit (auch wenn mir halt dieser fantasy-style einfach nicht besonders gefällt).


aidan baker / thisquitearmy "a picture of a picture"
mal lieber gleich zu anfang: wenn es nicht darauf stehen würde, dass das hier nicht aidan baker ist, sondern er mit eric quach, der sich thisquitearmy nennt und auch schon die ein oder andere vö sein eigen nennt und eben auch mit einem sehr vergleichbaren instrumentarium arbeitet, ja dann: würde das wohl auch keiner merken (höchstens irgendwer im rahmen einer wissenschaftlichen untersuchung unter laborbedingungen; vielleicht).

sind sich, so scheint es, sehr ähnlich, die beiden, und so ist das bild von einem bild zunächst (track #1, "imagistic continuity") extrem verwandt mit der stimmung von aidan bakers album "at the base of the mind is coiled a serpent"; multi-multi-multi schicht... track #2, "loss of perspective", geht dazu in maximalen kontrast, 3-akkord basis loop plus verhalten aufbauende atmosphären, die in #3 ("negative space") wieder ein wenig stärker von der leine dürfen (und mich dann stellenweise an seconds in formaldehyde erinnern) und, da die fast 14 minuten nicht reichten, direkt an die über 20 minütige #4, "horizon line", anknüpfen. mit einem delay(?)-zwitschern, das bis zum ende bleibt, mit einem chor(?)-gesang(?) ganz hinten und verschrobenen akkordwechseln. und vielleicht ist das ja dann doch ein wenig anders, als aidan baker solo.





nadja / atavist / satori "infernal procession ...and then everything dies"
3-track (studio) tour-CD zur gemeinsamen england-tournee.

egal, welche meinung man(n) + frau zu dem nadja output einfach in bezug auf die menge hat, irgendwie schaffen es die beiden immer wieder, mal durch betonen der experimentellen, mal der songorientierten seite, mal durch mehr härte, mal durch ein mehr an atmosphäre, das interesse hoch zu halten.

und so liefern nadja hier als starter mit "time is our disease" eine knappe viertelstunde "song + härte" ab, ein weiteres mal mit "verschüttetem" gesang, mit atmosphärischem innehalten und einer riffgetriebenen verdichtung als abspann (+ höhepunkt zugleich), fast konventioneller rock-song-aufbau, durch nadjas eigenes zeitgefühl in den epos-modus er- (und da auch gut auf-)gehoben.

atavist, erprobt in diesem zusammenhang, im sound der instrumente + des gesamten stücks ("certitude") um längen trockener als nadja, aber auf ähnlichem trip, was aufbau + haltung betrifft: auch eigentlich rock(song), aber auch hier extreme überschreitung aller zeitlimits und auch hier, erstaunlich genug, funktioniert es; minimale änderungen reichen, um die stange zu halten und als belohnung lassen atavist in den letzten 2 minuten dann ein überflieger-feedback von der leine, das es tatsächlich schafft, das ganze stück aus seiner trockenen reduktion zu reissen.

aller guten dinge sind..., dann also satori. und gerade diese übernehmen hier den experimentellen part ("abyss") und schichten verwaschene fragmente nahezu unidentifizierbarer ausgangsquellen, unterlegt mit fernen botschaften. und klingen damit (besonders im kontrast zum vorhergehenden) wie nicht von dieser welt; der klang der saturnringe, sozusagen.


aidan baker "i wish too to be absorbed"
vom meister selbst kompilierte doppel-cd mit auszügen aus (out-of-print)alben und compilation-beiträgen.

gute sache, da fast die gesamte bandbreite aidan bakers, von der abstrakten skizze bis zum kompletten "song" aufzeigend, von geräuschhaft bis harmonisch, von minimal reduziert bis "komplette besetzung", einschließlich schlagzeug, auch mal mit gesang und, auf #8 der CD#1, "speed of thought", sogar mit trompeten im kakophonie-modus. insofern für jede anwendung geeignet, sogar für die, die das alles schon haben; als alternative zum selbst zusammengestellten (digital-)mixtape. CD#2 dann mit gegenüber der #1 stärkerer betonung der langen stücke, ambienter, weiter weg vom song, geheimnisvoller und sphärischer, mehr nacht.

und für die von euch, die discogs nicht mögen oder nicht kennen: die übersicht.
CD#1:
"element #1", "K", "merge", "calibrate", "reversion", pretending to be fearless", "summer chill", "speed of thought"

CD#2:
"melusine", "esken", "i wish too, to be absorbed", "the shape of your damage", "skein of veins"


aidan baker & the infant cycle „rural sprawl"
wieder-vö der 2002er „rural" auf blade records, als „rural sprawl" ergänzt um 2 weitere stücke (aus der damaligen aufnahmesession?).

der unterschied zwischen der verheißung des titels und der musik selbst könnte kaum größer sein: schleifend, loopig, industriell; fast wie (bearbeitete) fieldrecordings aus einer werkshalle, weit weg von einer natur, von einer (wie auch immer sie letztlich denn aussähe [vielleicht wie auf dem russland-land cover?]) ländlichen stimmung. repetition, auch ohne melodie. raumkonstrukt, installation. und auch die im ersten eindruck kontrastierende #2, „temperature drop", bleibt letztlich deutlich abgerückt von den (fast automatisch) erwarteten, organisch runden, melodiebasierten improvisationen aidan bakers. damit insgesamt sperriger und spröder (trotz hinwendung zum hörer). #3, „you left your breath on my window" und #4, „rights of spring" gehen sogar wieder zurück in die richtung der #1, „summer", und beschwören experimentellere, loopbasierte soundscapes. höhepunkt: die vier: raumgreifendere exkursionen versus konstante statik; you know?


aidan baker, leah buckareff, nadja „trinitarian"
sequel zu der „trinity" cd auf die stadt, in cover und musik; diesmal auf important records und auf vinyl.

und wieder startet aidan baker; mit einer solo-improvisation, die im gegensatz zu seinem damaligen, fast konkret gitarre"spielen" in den vordergrund stellenden beitrag auf der „trinity" auf atmosphärischen ambient setzt, fast archetypisch.
leah buckareff, damals für einen evil schieber zuständig, reduziert sich hier noch deutlicher: fast archaisch rituell, der ausschwingende saiten-loop als mantra.

nadja dann das zähe monster: unruhig umschwirrtes, langsam voranschreitendes stapfen, angedeutete melodie, kaputte rhythmik. wie der widerhall oder die coda eines ausklingenden stücks. und dann: der tod im verzerrer. zuerst noch in seiner struktur (halbwegs), dann ganz aufgelöst, vertonte lava. kommt an dieser stelle schräg und unerwartet und zündet eher nicht beim ersten mal. wie ein endloses feedback-ende mit ein paar restmelodien, nah an dem sound der „exoskeleton heart". und wenn man sich gerade an das freispiel gewöhnt hat, setzen bass-riffing und drums wieder ein und holen das ganze zurück auf, wenn nicht DIE, dann eine spur. von der aus es kurze zeit später tatsächlich wieder ins ursprüngliche gleis findet. keins der zugänglichen nadja-stücke, aber darin / damit gerade für strukturforscher interessant. und für die, die herausfinden wollen, warum bei nadja diese total kaputte rhythmik funktioniert und woanders einfach nur falsch klingt...


nadja „belle bêtes"
in diesem speziellen stil wie aus einem stück gefertigtes lp-cover aus (für diesen zweck) unglaublich dick wirkender pappe mit einem biest-bild, das an die „we have departed the circle blissfully" von nadja mit fear falls burning erinnert (nur erinnert, nicht genau so ist).

und stücken, die es schon an verschiedenen stellen gab; als nadja („sand like skin" + „wound culture" auf „songs of flowers & skin" bzw., letzteres auch auf „wound culture") aber auch als aidan baker solo: „beautiful beast" und „green and cold" von der „green and cold". und gerade letzteres ist doch eigentlich interessant, das gleiche mal eben in einen anderen zusammenhang gesetzt und mal sehen, was passiert. ich muss aber zugeben, dass mich von den beiden alternativen nur die „green and cold" überzeugt, nicht zuletzt, weil mit dem immer wieder sexy einstürzenden „sand like skin" auch so etwas wie ein hit auf der „belle bêtes" haust, mit gleichzeitig warmer wie grob gekörnter verzerrung, wirklich ein schönes biest (ist das nicht die übersetzung des titels?). das gleiche gilt im grunde für „wound culture": ewiger aufbau, nur (?) gitarre, dann das unglaublich schwerfällige losschieben...


nadja „numbness"
japan special vö, auch in europa zu haben, in schönem gatefold mit eingesteckter cd. 5 x schon irgendwo veröffentlich, auf compilations, im netz etc. einmal („alien on my skin") hier exklusiv.

ein wenig störend, dass hier schon wieder „long dark twenties" (s. auch „when i see the sun always shines on tv“) auftaucht, auch „time is our disease" ist noch nicht wirklich alt oder schwer erhältlich (siehe weiter vorn), aber das ist nun mal der preis, den man bei derartigen special-compilations bisweilen zu zahlen hat. die anderen stücke dafür allesamt empfohlen, in diesem gern genommenen nadja-doom (-rockigen) stil, mit tief unter den gitarren- und basswalzen versteckten gesang. gilt auch für das soundlich etwas (aber wirklich nur etwas, durch mehr höhen) herausfallende „alien on my skin". und fast alle mit diesem integrierten „head-cut", ihr wisst ja...

schöne grüße

n

www.aidanbaker.org/
www.nadjaluv.ca/
www.theinfantcycle.com/
www.zhb.radionoise.ru/
www.thisquietarmy.com/
www.myspace.com/thisquietarmy
www.astormoflight.com/
www.myspace.com/astormoflight
www.myspace.com/atavist