Prince - Musicology (2004 NPG Records)

Der Meister mit göttlichen Beistand. Kein Teufelswerk!

Lange habe ich überlegt, 18 € über die Theke zu reichen, um das neue Werk von Prince zu erstehen. Zumal ich befürchtete, dass Prince nicht wieder einen Edelsilberling wie seinen letzten Streich Rainbow children würde vorlegen können. Das Album von 2001 war von A bis Z richtig gut und Prince durfte endlich wieder Prince heißen. Mit Tafkap und Sign kam doch wirklich niemand zurecht.

Nun also der Nachfolger. Gab sich Mr. Nelson auf Rainbow children noch eher jazzig, bewegt er sich diesmal in funkigen Gefilden. Mit der Single-Auskopplung des Titeltracks gab es einen vielversprechenden und repräsentativen Vorgeschmack. Das neue Album startet mit Musicology. Und er legt gleich nach, ein Doppelpack Funk, dass selbst James Brown nicht braun genug ist, um nicht blass zu werden. Bei A million days, der Nr. 3, dachte ich nur: Ja! Da isser wieder. Eine von Prinzens unvergleichlichen Midtemponummern. Und unaufhaltsam nähern wir uns dem Höhepunkt der CD. Mit Call my name liefert Prince mal wieder eine Ballade ab, die nur knapp am großen Schmalztopf vorüber segelt. Ganz dicht, aber vorbei. So gehen Balladen, da können andere den Max machen, sie werden das Niveau nicht erreichen. Nun schießt mir Wasser in die Augen, ich beiße in mein Bierglas. Aus Vorfreude, denn ich weiß, gleich beginnt Cinnamon girl. Der Kracher dieses Albums. Hier zeigt sich der gereifte Mann. Der souveräne Adlige berichtet nicht, wie man es vom kleinen Prinzen kannte, von einer Nacht mit einem Zimt-und-Zucker-Mädchen, sondern von Krieg und Frieden, Babylon und Gebeten, dem „war on terror alibi“. Die einst vertrauten Anzüglichkeiten scheinen einer neuen Gläubigkeit gewichen zu sein. Informierte er uns vor Jahren noch über 23 verschiedene Positionen während eines One-night-stands, zitiert er heutzutage auch schon mal aus der Bergpredigt. Was sich bereits auf dem Vorgänger andeutete, wird auf Musicology fortgeführt. Prince breitet seine Seele vor uns aus, wie weiland seine Satinlaken. Man wird halt nicht jünger, und 23 Stellungen in einer Nacht sind nicht mehr zu schaffen.

Passend dazu überrascht der Multiinstrumentalist gegen Ende des Albums sozusagen mit einem musikalischen Triptychon: Drei durch Musik, Sound und Text miteinander verknüpfte Songs (The marrying kind, If Eye was the man in ur life, On the couch), an dem auch die Gastmusiker Maceo Parker und Candy Dulfer Anteil haben. Zum guten Schluss schreibt der gereifte Amerikaner seinem Präsidenten einen gepfefferten Brief (Dear Mr. Man) und lässt das Album mit Selbstreflektion (Reflection) enden.

Haltet ihr Prince für einen metrosexuellen Pisser, dem ihr am liebsten in die Eier treten würdet, damit er endlich Grund hat, so zu singen, wie er singt, dann lasst die Finger von dieser CD. Steht ihr auf eunuchophone Götter, sind die 18 € nicht zu schade.

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