nadja „the bungled and the botched“

nadja againeine neue vermutung: diese ganzen vös, das geht weil: archivmaterial. von langer hand vorbereitet, diese welle. klingt gar nicht so abwegig, oder?

hier also “the bungled and the botched“, erste vö des neuen belgischen labels consouling sound mit dem titelstück und „absorbed in you“, letzteres eigentlich schon auf der split „absorption“ mit methadrone auf nothingness records, hier ganz neu aufgenommen. und in einem teil der auflage als doppel-cd mit den beiden stücken noch einmal, diesmal als demos.

ein zentrales charakteristikum von nadja, dass (fast) alle bisherigen vös bestimmt, ist dieses „zeit-lassen/stimmung-aufbauen“-ding. findet sich in fast jedem stück wieder, oft auch über eine ganze platte gezogen und das gilt auch hier. aber, bevor wir damit weitermachen, mal etwas neues: kann man(n + frau) sich nadja eigentlich so ländlich vorstellen? so auf der wiese und der hirte spielt flöte? schwierig? genau diese stimmung beherrscht die ersten 11-einhalb minuten des titelstücks, auch wenn zwischendurch schon mal so ein bisschen gewitterankündigung (weit hinter dem horizont) zu bemerken ist; die (gelayerten) flötenmotive und dieser super-sexy-akustikgitarrenriff, die sind hier der bringer. und, noch mehr super-sexy, wenn dann ab ca. 11.30 die schleusen geöffnet werden (und natürlich alle auf einen schlag). dann bleibt dieses riff integraler bestandteil, jetzt elektrisch und mit voller distortion. und he, das offbeat-ridebecken, in der soundpräsenz fast wie auf „tümpsia“, perfekter erinnerungs-support für das riff. überhaupt bleibt das drumset auch auf dieser vö wesentlich gerader, als auf älteren und, durch harmonik und eben dieses catchy riff, behält „the bungled and the botched“ über die volle länge eine (meta)melodie, die es aus vielen nadja-vös heraushebt, besonders auch wegen ihres uplifting-positiv-charakters. nix mit düster hier, trotz des darken sounds. also weiterhin auf der wiese, nur spielt der hirte jetzt elektrisch, während das gewitter fällt (gefährlich das; aber wenn die euphorisierung erstmal losgetreten ist… das perfekte nadja-stück für verliebte)… mit schickem ausklang, auch.

“absorbed in you“, #2, ist dann nicht mehr so verliebt: erstmal 10 minuten noisesturm mit der einzigen struktur, dass es eben keine gibt. und dann so ein hängendes klavier und so eine ruhe ohne echte ruhe, unangenehm, unentspannt, unentschlossen. und erst nach geschlagenen 20 minuten, wenn diese ambivalente ruhe allein über gewöhnung zu echter wurde, geht es rifftechnisch los. und eigentlich geht, was struktur betrifft, dann überhaupt das erste mal „etwas“ los. und die flöte von der #1, wunder, oh wunder, ist auch hier plötzlich dabei. und alles passt. auch der death-gesang und erst recht das rauschen am ende…

“absorbed in you“, demo-version auf cd #2 der doppel-cd-auflage, ist in der auftakt-noise-orgie unruhiger, flackernder, landet nach den auch hier rund 10 minuten aber nicht auf dem piano, sondern weichen gitarren akkorden (+ später dann doch piano) und einem sehr im vordergrund agierenden, typischen (im sinne von „alten“ vös) schlagzeug… (ihr wisst, was ich meine ;-). Irgendwo im hörbild auch noch ein leichtes kratzen und rauschen und trotz des schlagzeugs hier in der demo-version eine viel tiefere ruhe, als auf der „ernst gemeinten“. sehr organisch der endpart: nicht das eigenständige riff, sondern entwicklung aus dem gitarren-drum-piano-part der mitte (und ansätzen von gesang); stimmig. lohnt, dass diese version beiliegt; gefällt mir definitiv besser als die auf cd #1 und das bis zum schluss…

#1 der cd # 2, „the bungled and the botched“, auch demo-version: und das schicke melodie-riff muss sich hier anfangs in ein gewebe aus additiv-akustik fügen und kann so nicht das sexy hängen entwickeln, wie sein kollege von cd #1. auch hier die stimmen, die sich einschleichen, bis nach 8 minuten drums und verzerrung das ruder übernehmen… auch hier organischer, weniger abrupt als auf cd #1, allerdings auch ohne diese tiefe focussierung auf das vorher als „zentral“ kennengelernte riff; trotzdem auch „irgendwie“ (nur halt anders) gelungen. die 2 cd-version also eindeutig eine belohnung für die schnelle.

cover artwork als bleistiftzeichnung auf cremefarbenem hintergrund von stefan serneels, geheimnisvoll: vögel? rotkäppchen mit magischem schatten? auch gelungen. übrigens #1 des neuen labels…

und auch wenn das intro so abwegig nicht klingt; ich glaube, die sind einfach so fix mit neuem…

schöne grüsse
n


www.nadjaluv.ca
www.consouling.be
www.stefanserneels.be