Markscheider Kunst - Café Babalu (2008 SBA Music)

Coole KubanerHeino de Wit lehnt an der Bar des Café Babalu. Er hält einen Moquito in seinen schlanken Fingern, während der Ventilator sein gescheiteltes Blondhaar kräuselt. Weiße Jackets und schöne Frauen. Auf der Veranda, unter dem Wellblechdach steht die Luft und sitze ich. Fett und unappentlich schwitzend. Aus der Bar höre ich Markscheider Kunst und träume davon, die halbnackte Jennifer Lopez übers Parkett zu schieben.

Auf Café Babalu findet sich Musik, die ist, wie man sich einen Kuba-Urlaub in den Fünfzigern vorstellt. Schwül, mondän, ein wenig gediegen. Musik wie Clark Gable. Denn die Markscheider haben sich für ihr neuestes Werk stärker als bisher auf die lateinamerikanischen Wurzeln ihrer Musik konzentriert. Sicher gönnt man sich noch hier und da ein wenig Ska, oft versetzt mit Jazz-Anleihen, oder auch den schönen Oldschool-Ska Ехал в Αвтобусе, einen Ausflug in den Dub (Reggae Song) oder sogar eine Jazzsoulfunk-Granate (Тлава Юемьи) und an manchen Stellen eine santanoide Leadgitarre, doch der Zug rollt häufig auf der Latino-Karibik-Schiene mit Stopps in Bossa Nova, St. Tango und Rumba Creek.

Und diese Konzentration tut Markscheider Kunst gut, ganz hervorragend gut. Mit einem Schlag spürt man, dass es bisher vielleicht des Stilmixes etwas zuviel war. Café Babalu macht deutlich, dass die Latino-Russen aus Petersburg einfach einen qualitativen Vorsprung zu vielen anderen Bands ihres Genres besitzen und sich nicht durch überbordende Vielfalt und exotische Mischungen absetzen müssen.

Café Babalu ist Musik für Zigarrendreher und könnte auch die begeistern, die vor Jahren ihren fair gehandelten Kaffee zu den Klängen des Buena Vista Social Club schlürften. Es ist der akustische Hintergrund, um sich hängemattenbaumelnd am Sack zu kratzen und nachzudenken, über Fidel Castro, Che Guevara und Marylin Monroe.

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