creole NRW 2008 - Sie fahren nach Berlin...

Vielen Dank für die Blumen...Gut, nachher kann man immer das Maul aufreißen. Es ist aber sowas von wahr, dass die im Solendo anwesende unruhr-Redaktion einen der beiden Gewinner der creole NRW 2008 bereits während des Wettbewerbs erahnt hat. Nach dem Auftritt der Wuppertaler Formation Seidenstraße war klar: Sie werden NRW im nächsten Jahr beim creole Bundeswettbewerb in Berlin vertreten.

Diese Vorausahnung, die mehr als Ahnung war, eher Vorauswissen, liegt weder in einer bemerkenswerten Fachkompetenz noch in einem atemberaubenden Auftritt von Seidenstraße oder in einem feinziselierten Gespür der Publikumsvibrationen begründet. Sondern eher in der Kenntnis der Wettbewerbsanforderungen und der Jurybefindlichkeiten. Mit der Wahl von Seidenstraße hat man die klassischen Weltmusiktugenden Exotik, Weltschmerz, Romantik und Fernweh belohnt, die durch die chinesische Volksmusik des Duos perfekt bedient wurden. So überzeugte die Jury an Seidenstraße die "ausdrucksstarke Symbiose aus chinesischer Kunstmusik und klassisch-abendländischen Perkussionsklängen."

SeidenstraßeSeidenstraße sei der Triumph nicht geneidet, doch kann der Sieg dieser Formation nicht als wünschenswerter Versuch gewertet werden, Weltmusik aus dieser Ecke zu holen, in der der Stammtisch der Alt-68er steht, an dem sie sich bei Räucherstäbchen und fair gehandeltem Kaffee mit den Grundschullehrern treffen.

Für einen anderen Weg in der Weltmusik steht die Kölner Formation Taiga8, die auf ein drum&bass Fundament russische Balalaikaklänge setzt und zu einer sehr stylishen, zeitgemäßen und mitreißenden Musik verschmelzt. Hier wird Alt und Neu vorbildlich zusammengeführt. Derartige Musik hat das Potenzial, auch Leute unter 40 - die im Publikum nur spärlich vertreten waren - für Weltmusik einzunehmen. Die vier Kölner gingen leider leer aus.

east affairZweiter Preisträger ist East Affair aus Köln, deren Auszeichnung  vermutlich auch Tribut ist an den allgemein zu verzeichnenden Aufbruch der Pop- und Rockmusik Richtung Osten. Denn der Bandname ist Programm. Er lässt erahnen, dass der musikalischer Schwerpunkt von East Affair in Osteuropa liegt. Folgerichtig bezeichnen sie ihre Musik selbst als Zymbel Mjeschanka. Die Jury beindruckte die "bestechende Professionalität, Virtousität, Spielfreude, Dynamik und kongeniale Interaktion" von East Affair. Deshalb zweiter erster Platz nach Köln.

Herzlichen Glückwunsch an die Berlinfahrer. Gebt im nächsten Jahr alles für NRW!